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Deutschland müde, Spanien triumphal


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Ausgeträumt: Der Europameister 2008 ist gekürt und heißt nicht Deutschland.

Hoch her gings selten vor Casillas's Tor zu

Hoch her gings selten vor Casillas's Tor zu

Die Spanier waren im Finale mehr als nur eine Nuance stärker und haben das Spiel verdient mit 1:0 für sich entschieden. Für die deutsche Elf bleibt die bittere Erkenntnis, dass zehn gute Minuten nicht reichen, um ein Spiel zu gewinnen und ein überzeugendes Spiel zu wenig ist, um Europameister zu werden.

?Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen?, hat Jogi Löw kurz nach Spielende und dem ersten verdauten Schmerz gesagt. Recht hat er. Was die DFB-Auswahl in den letzten drei Wochen erreicht hat, wie sie nach 2006 erneut die Emotionen bei ihren Fans entfacht hat, ist äußerst beeindruckend. Dies mag alles kein Trost für die Finalniederlage sein, ist aber deutlich mehr als man erwarten konnte.

Torres machte den Unterschied deutlich

Torres machte den Unterschied deutlich

Die nackten Zahlen der letzten sechs Jahren sprechen eine eindeutige Sprache: In den vier großen Turnieren seit 2002 hat Deutschland drei Mal das Halbfinale erreicht; zwei Mal sogar das Finale. Immer war ein glänzendes, gut funktionierendes Kollektiv für den Erfolg verantwortlich, die individuellen Stärken spielten nur eine untergeordnete Rolle. Dass es am Ende auch dieses Jahr nicht zu einem Titel gereicht hat, liegt zweifellos an den Spaniern, die diese EM eindrucksvoll dominiert haben.

Gestern Abend ist in der letzten Viertelstunde allerdings auch deutlich geworden, woran es dem deutschen Spiel gemangelt hat: An Kraft. Die Schlussphase war alles andere als ein Ausdruck mangelnder Bereitschaft oder mangelndem Glauben. Die Mannschaft war schlicht mit ihren Kräften am Ende. Eine deutsche Mannschaft physisch der Seleccion unterlegen? Wie konnte es dazu kommen?

Senna nahm Ballack gekonnt aus dem Spiel

Senna nahm Ballack gekonnt aus dem Spiel

Viele Schlüsselspieler fielen lange Zeit verletzungsbedingt aus (Ballack, Frings, Metzelder), andere hatten wenig Spielpraxis (Lehmann, Podolski). Bei einer Mannschaft, die über ihr Kollektiv ins Spiel findet, bedeuten solche Härtefälle: Mehr Arbeit für alle und weniger Erholung. Berücksichtigt man, dass die Top-Form der Nationalmannschaft seit über einem Jahr vergangen ist und an der einen oder anderen Stelle ein herausragender Fußballer fehlt, der den Unterschied ausmacht, erklärt das die Erschöpfung vor Abpfiff des Spiels zumindest ein wenig.

Gestern Abend spürte man schon nach kurzer Zeit, dass die deutsche Elf den Iberern nur wenig entgegen zu setzen hatte. Zwar begann sie in den ersten zehn Minuten durchaus gefällig und gestalteten das Spiel offen, wirklich torgefährlich wurde sie aber nicht. Auch Ballacks ?Wunderheilung? konnte daran nichts ändern - sollte es denn eine solche wirklich gewesen sein. Über die Defensivprobleme von Jogis Elf wurde vor dem Spiel jedenfalls kaum noch gesprochen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Poldi (hier gegen Ramos) konnte keine Akzente setzen

Poldi (hier gegen Ramos) konnte keine Akzente setzen

Letztendlich aber unerheblich, da die Spanier das Spiel schnell in den Griff bekamen und die Schwächen ihres Gegner immer wieder konsequent ausnutzten: Pass in die Spitze auf Fernando Torres, der wahlweise einem der deutschen Verteidiger davon lief und für Alarmstufe Rot sorgte. So auch beim Führungstreffer: Xavi schickt Torres steil, der sich gegen Lahm durchsetzt und den Ball nur noch über Lehmann schieben muss. Warum sich Lahm auf seinen Torwart verlassen hat, statt den Ball wegzuschlagen, wird wohl ebenso ein Rätsel bleiben wie die Frage, warum Lehmann überhaupt sein Tor verließ.

Das 1-0 nach einer guten halben Stunde war die logische Folge immer stärker werdender Spanier. Torres, Capdevila und Fabregas hatten Lehmann vorher schon geprüft, scheiterten aber entweder an ihm oder dem Pfosten.



Jogis Jungs waren zu diesem Zeitpunkt viel zu passiv, wirkten in manchen Situationen gar überfordert. Mertesacker und Metzelder mit unglaublichen Abspielfehler im Spielaufbau; Schweinsteiger und Hitzlsperger mit Standards ins Nirvana aus längst vergessen gehofften Zeiten. Außer dem nur knappen Rückstand konnte man den ersten 45 Minuten kaum etwas Positives abgewinnen.

Wer nach der Pause auf eine Leistungssteigerung gehofft hatte, wurde schnell eines Besseren belehrt. Silva und Torres hätten schon kurz nach Beginn der zweiten Halbzeit das Spiel entscheiden können, wenn nicht sogar müssen.
"Führungsspieler" Frings war nicht zu sehen

"Führungsspieler" Frings war nicht zu sehen

Doch beide scheiterten zentral vor dem Tor an ihren Nerven. So blieb Deutschland zwangsläufig im Spiel ? was sich beinahe gerächt hätte.

Ab der 60. Minute ging ein Ruck durch das deutsche Spiel, nachdem Jansen (eingewechselt für den verletzten Lahm) einen Ball an der Auslinie von Puyol erkämpft und auf Schweinsteiger gepasst hatte, der seinerseits für Ballack ablegte. Doch sein Schuss ging aus gut 14 Metern knapp am linken Pfosten vorbei. In der Folgezeit wurde die DFB-Auswahl geweckt, spielte dynamisch und druckvoll nach vorne. Der Optimismus bei der Anhängerschaft kehrte langsam zurück ? wäre diese Phase nicht bereits nach acht Minuten wieder vorbei gewesen.

Lehmann hielt so gut es ging, aber wo waren da Ballack und Frings, die Leader des Teams? Die Niederlage einzig und allein an ihnen fest zu machen, wäre sicherlich übertrieben. Aber von Spielern, die gewöhnlich den Unterschied ausmachen, muss überzeugenderes als Fehlpässe und ständiges Lamentieren kommen. So hätten sie in den letzten 15 Minuten Impulse an die Mannschaft senden, sie noch einmal aufwecken müssen. Doch nichts geschah ? das Spiel war schon vor dem Abpfiff entschieden.


Spanien hat der DFB-Auswahl über 90 Minuten vorgeführt, wie man ein 4-5-1 konsequent spielt. Im Gegensatz zur deutschen Elf verstanden sich alle fünf Mittelfeldspieler auch als solche und waren in der Lage defensive wie offensive Aufgaben zu verrichten. So haben sie es sogar geschafft, den Ausfall von Villa zu kompensieren. Chapeau!



Die deutsche Elf hat gegen die stärkste Mannschaft der diesjährigen Euro verloren und verabschiedet sich nun in den wohl verdienten Urlaub. Bald beginnt wieder der Alltag ? die WM-Quali lässt grüßen.

, 29.06.2008

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