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„Sparringspartner“ Norwegen siegt

Aus Düsseldorf berichtet Roland Katzer

Sie kamen aus der eisigen Kälte ihrer Heimat, wärmten sich ein wenig unter spanischer Sonne und stellten sich im stürmischen Deutschland zum Wettkampf ? die von einer ?Fußballkrise? geschüttelten Norweger.

Allerdings ohne Winterpause traten die norwegischen ?Gastarbeiter? aus der Premier League Hangeland, Pedersen und Nevland an, aber auch Braaten, Helstad und Strömstad in Frankreich und Grindheim in Holland befinden sich im Spielrhythmus. Dem Erfolgstrainer der 90er Jahre Egil ?Drillo? Olsen (WM Endrunde 1994 und 1998) geht es nun ? auch vor der kaum noch zu erreichenden Qualifikation zur Fußball-WM-Endrunde 2010 in Südafrika - fast wie dem norwegischen Häuserbau. Man sucht nach ?Anpassungsarchitektur?, nach einem wachsenden Umfeld und Harmonie. Doch an Talenten für solch eine Zukunft fehlt?s im Land der Fjorde und einer Lösung a la ?Statsraad Lehmkul? dürfte wohl die notwendige ?Handbreit? unterm Kiel fehlen. Deshalb entschied sich Olsen für das, was er mit seinen Norwegern am besten kann für kompakte Defensive und schnelle präzise Konter.

Ganz anders stellte sich das Angebot für Bundestrainer Jogi Löw dar. Die ?Alten? haben begriffen und die ?Jungen? drängen auf Wiedergutmachung. Ist auch notwendig, denn noch müssen wertvolle Qualifikationspunkte eingespielt werden. So ergab sich die Startformation für das heutige Spiel aus Tradition (Kapitän: M. Ballack/90. Länderspiel) und Form (Mann des letzten BL-Spieltages: M. Gomez/1. Länderspieltor am 7. Februar 2007 in der Düsseldorfer LTU-Arena beim 3:1 Sieg gegen die Schweiz) fast von selbst.

Frings rustikal. Jogi sieht wenig erbaut aus...

Frings rustikal. Jogi sieht wenig erbaut aus...

Bei frühlingshaften Temperaturen von 17 bis 18° C in der ?geschlossenen? und infrarot beheizten LTU-Arena trotzte man zwar dem unangenehmen winterlichen Verhältnisssen rund um die NRW-Metropole, doch die deutsche Mannschaft litt daruter wohl mehr, als die aus dem Trainingslager in Spanien angereisten Skandinavier. Jedenfalls legte die ?Olsenbande? los wie die Feuerwehr, erkämpfte sich gleich zwei Ecken und gab denen ? die den Adler tragen ? gleich zu verstehen, dass sie sich nicht als willkommenes ?Kanonenfutter? verstanden haben wollen.

Erst nach 10 Minuten gelangen den Deutschen ansprechende Kombinationen. Mertesacker - Ballack, Hinkel - Schweinsteiger oder Ballack ? Trochowski ? Gomez versuchten die aufmerksame und sehr kompakte Defensive der in rot spielenden Gäste zu knacken. Gomez hatte nach einem gewonnenen Kopfballduell von Miro Klose eine gute Chance zum Führungstreffer. Doch eben noch unter Druck befreiten sich die Norweger mit langen Bällen auf die schnellen Spitzen und so mußte Adler in der 14. Minute einen fulminanten Schuss von Skjelbred prallen lassen. Der nachsetzende Helstad stand aber im Abseits.

Das Spiel verflachte mehr und mehr. Das deutsche Team versuchte zu spielen, doch alles wirkte wie Kapitän Michael Ballack im Nachhinein feststellte:? ..alles zu langsam, zu behäbig.? Dazu der Respekt vor den überfallartigen Kontern der Gäste, denen es aber auch von der Löw-Truppe sehr leicht gemacht wurde. Die Laufarbeit ohne Ball führte zu einem enorm großen ?Spielfeld?. Vor allem Frings lief ?ewig? mit dem Ball, um ihn dann beim Zweikampf zu verlieren. Ballack mühte sich, fand aber kaum Anspielstationen, da die Norweger nicht entschieden genug unter Druck gesetzt wurden.

Norwegens "Flitzer" unterwegs

Norwegens "Flitzer" unterwegs

Für Stimmung im mit 43.000 nicht ausverkauften Stadion sorgten immer wieder Norwegens Flitzer. So überrannte Braaten in der 22. Minute die gesamte deutsche Abwehr und hätte ? nach der ungestümen Attacke von Westermann im Strafraum ? einen klaren Strafstoß bekommen müssen. Nicht genug mußte Adler mit tollem Reflex einen Kopfball von Helstad abwehren, als Hinkel ein Kopfballduell gegen Pedersen, nach feiner Flanke von Hangeland verloren hatte.

So wie das gesamte Spiel sich darstellte fiel dann in der 63. Minute das einzige, aber entscheidende Tor. Norwegen gelang es mit einfachen Mitteln Deutschland ein um das andere Mal in Verlegenheit zu bringen. Fings tendelte wieder einmal in der Nähe des eigenen Strafraumes und zwang Lahm zu einer gelbwürdigen Abwehraktion. Dann ging alles ganz einfach, aber ganz schnell. Einwurf, Pedersen verlängert und am langen Pfosten steht völlig frei Grindheim, der nur noch einzuschieben braucht.

Wer nun glaubte, dass mit zunehmender Spieldauer das laufintensive Spiel der Skandinavier zu deren Kräfteverschleiß führen würde, wurde weiterhin eines Besseren belehrt. Zwar machte das deutsche Team nach intensiven und abgesprochenen Wechseln etwas mehr Druck, aber es blieb mehr beim Wollen, denn bei durchdachten Aktionen. Die gefährlicheren Spielzüge wurden gegen unsere Mannschaft geboten und so muss man resümieren, dass Destruktivität mit hoher Effektivität letztendlich zum nicht unverdienten Sieg der Gäste führte.

"Beinahe-Borusse" Hinkel imponierte mit Laufbereitschaft und seinen Vorstößen

"Beinahe-Borusse" Hinkel imponierte mit Laufbereitschaft und seinen Vorstößen

Alles was man von einem Spiel gegen einen Gegner, gegen den man seit 1936 nicht mehr verloren hatte, erwartete blieb Makulatur. Für Deutschland spielte keine eingeschworene Gemeinschaft, sondern mehr als 11 Einzelkönner. Schnelles Spiel in die Spitzen gab es überhaupt nicht und dafür war nicht nur die engagierte, disziplinierte und sehr aufmerksame Gästeelf zuständig. Für Löw und sein Trainerteam gibt es viel zu tun!

Stimmen zum Spiel:

Günter Netzer (vor dem Spiel): Ballack und Frings erhalten die Chance junge Spieler anzuleiten und zu führen. Fähig dazu sind sie. Die Entscheidung von Mesut Özil für Deutschland zu spielen ist eine ganz ganz große Freude für uns alle, denn ich halte ihn für ein großes Talent, einen Spieler der Raffinesse ausstrahlt, der eine besondere Technik hat in seinem linken Fuß, der entwicklungsfähig ist. Eine gute Personalie, die sich für uns entschieden hat.

Hansi Flick: Es ist ein Gegner, den wir so erwartet haben. Er steht sehr kompakt und sehr tief. Wir haben es versäumt, das Tempo hochzuhalten und damit Freiräume zu schaffen. Wir müssen versuchen mit mehr Bewegung reinzubringen.

Michael Ballack: Wir müssen versuchen gegen solch ein Bollwerk, gegen ein so gut organisierte Mannschaft schneller zu spielen, mehr Chancen herauszuspielen. Der gesamte Spielaufbau war zu behäbig und deshalb sind wir auch zu wenig Chancen gekommen. Die norwegische Mannschaft, die hier aufgelaufen ist haben wir nicht unterschätzt, denn wir wußten sie werden ? vor allem gegen uns ? alles geben. Auch wenn da paar sehr gute Leute fehlten, die die spielen wollen sich beweisen.
Wir müssen auf uns schauen. Wir haben heute keine gute Leistung gebracht und das müssen wir verbessern.

Mezud Özil: Bin erstmal froh, dass ich mein 1. A-Länderspiel gemacht habe. Wior haben heute leider verloren. Wir waren klar die bessere Mannschaft, haben aber keine Tore gemacht. Schade, dass wir das Spiel verloren haben.
Ich habe mich für Deutschland entschieden, weil ich mich hier wohl fühle. Ich habe U-19 gespielt und U-21. Hier habe ich Freunde. Ich mich weiterentwickeln. Ich bin dabeizu sein und werde weiterhin Gas geben und dann wird sich der Trainer entscheiden.

Rene Adler: sein 4. Länderspiel war auch sein schwächstes

Rene Adler: sein 4. Länderspiel war auch sein schwächstes

Heiko Westermann: Die kommenden defensiven Gegner wird kein Spaß für uns, auf keinen Fall. Wir sind heute gewarnt worden vor den nächsten Spielen. Wir haben absolut keine Mittel gefunden, um die Norweger zu knacken. Wir hatten uns mehr vorgenommen, um gut ins neue Jahr zu starten, aber es war nicht so.
Wir wollten mutige Pässe spielen, aber wir haben nie das richtige Rezept gefunden. Norwegen war mit seinen schnellen Stürmern immer brandgefährlich. Das Tor darf so nicht fallen. Es war bei uns wohl nicht unser Tag. Aber jetzt gehen wir gewarnt in die WM-Quali und dann gilts.

Rene Adler: Wir sind natürlich alle bitter enttäuscht. Wir hatten uns vorgenommen in diesem tollen Stadion, vor unserer Heimkulisse besser auszusehen, ein gutes, vor allem erfolgreiches Spiel zu machen. Das ist uns nicht gelungen. Wir wollten gut von hintenheraus spielen, waren aber nicht zwingend genug und vorn ohne Konsequenz. Wir haben das Spielfeld groß gemacht und viele Konter zugelassen.


, 11.02.2009

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