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Gomez einziger Gewinner der Asienreise

"Money makes the world go round"

"Money makes the world go round"

Das war er nun also, der Trip der DFB-Auswahl nach Fernost: Einem schwachen 1-1 gegen China folgte am Abend ein torreicher 7:2-Sieg gegen den "Sparringspartner" 
Vereinigte Arabische Emirate. Der sportliche Stellenwert der beiden Saisonabschlusskicks ist kaum der Rede wert, aus strategischer wie monetärer Sicht dürfte sich die Reise allerdings gelohnt haben ? und für Mario Gomez allemal, der sich nach 15 Monaten des quälenden Minutenzählens zurückmeldete.

Mit einer Rumpftruppe war Bundestrainer Löw Richtung Asien aufgebrochen, ohne 18 potentielle Nationalspieler musste er auskommen. Dies lag dieses Mal allerdings nicht ? wie sonst bei Länderspielen am Ende der Saison üblich ? an einer ?verletzungsbedingten? Absagenflut, sondern am ganz und gar umstrittenen Zeitpunkt der PR-Reise.

Ballack war mit Chelsea im FA-Cup im Einsatz, Wiese, Fritz, Mertesacker, Frings, Özil, Adler, Rolfes, Helmes, Kießling, Castro und Manuel Friedrich mit Bremen beziehungsweise Leverkusen im DFB-Pokal-Finale und Beck, Marin sowie Khedira bereiten sich derzeit auf die U-21-EM vor. Hinzu kommen noch die verletzten Jansen, Klose und Tasci. Auf das Dortmunder Trio Weidenfeller, Owomoyela und Kehl hingegen verzichtete Löw freiwillig mit gewohnt kautziger Argumentation.



Dass Duell gegen das Team des "Reiches der Mitte" vom vergangenen Freitag fasste Löw etwas trotzig treffend zusammen: ?Die entschuldigten Spieler sind die Gewinner.? Zum ersten Mal überhaupt spielte eine deutsche Nationalelf in China; 25.000 Zuschauer taten sich das Spiel im Shanghai-Stadium an, nicht wenige dürften es bereut haben. Wären in den ersten zehn Minuten nicht gleich zwei Tore gefallen (Huth sei Dank), wäre der Marktanteil der ARD Freitagnachmittag wohl schon um viertel nach drei signifikant zurückgegangen. Am Ende waren es rund 2,6 Millionen Hartgesottene ? ein äußerst mieser Wert für ein Länderspiel.

So entwickelten sich aber 80 weitere Minuten, in denen dem deutschen Team genau das fehlte, was man in der Regel für den Sieg braucht: Siegeswille. Zauberfußball und aufopferungsvollen Kampf zu verlangen, wäre in diesem Zusammenhang sicherlich realitätsfern gewesen, aber der ein oder andere wird der Chance, sich für die WM im nächsten Jahr in Position zu bringen, noch hinterher trauern.

In München umstritten, im DFB-Team Kapitän: "Schweini"

In München umstritten, im DFB-Team Kapitän: "Schweini"

Gestern Abend dagegen sah die Welt schon wieder ein wenig anders aus, wenngleich die Verteidigung auch beim zweiten Testspiel der Werbereise nach Asien kein großes Interesse an ihrem Job hatte. Dafür aber die Offensive umso mehr: Sieben, teilweise schön heraus gespielte, Tore und viele gute Chancen sprechen eine eindeutige Sprache. So bot sich den rund 7.000 Zuschauern in Dubai ein munterer Sommerkick gegen den 120. der FIFA-Weltrangliste, den die DFB-Auswahl dank ihrer Effektivität ? und Mario Gomez ? letztlich verdient für sich entscheiden konnte.

Im Tor feierte Manuel Neuer ein starkes Debüt. Der Schalker Keeper, der im Anschluss an den Trip zur U-21 reisen und weiterhin heftigst vom FC Bayern umworben wird, strahlte eine beeindruckende Sicherheit aus und vereitelte eine Großchance der Araber nach der anderen. An den Gegentoren war er schuldlos - die dürfen sich seine achtlosen Vordermänner auf die Kappe schreiben. ZDF-Ikone Bela Rethy versuchte zwar zunächst krampfhaft beim Treffer zum zwischenzeitlichen 2:6 einen Fehler beim 23-Jährigen auszumachen, erkannte dann aber doch noch, dass der Ball zu platziert geschossen war und bemerkte schließlich ungewollt süffisant, um das Thema zu beenden: ?Er war in der richtigen Ecke!? Neue Leute braucht das Land...

Auch wenn es ein Spiel ohne sportliche Aussagekraft war, wurde doch wieder einmal deutlich, wo der Schuh drückt: in der Verteidigung. Lahm auf links bot wie Hinkel auf rechts in der Viererkette eine dürftige Leistung. Beide ließen sich regelmäßig überlaufen, waren häufig einen Gedanken langsamer als ihre Gegenspieler. Fehlt innen zusätzlich noch Mertesacker ist es bis zum Chaos nicht mehr weit. Da bei einem offensiven Schlagabtausch jedoch generell wenig Wert auf Defensivarbeit gelegt wird, sollten die gestrigen Eindrücke auch nicht überbewertet werden. Fest steht aber, dass Celtics Hinkel sich eher raus als rein gespielt hat. Gleiches gilt für Huth.

Im Spiel nach vorne entwickelte sich dagegen eine beachtliche Zielstrebigkeit, die Torchancen im Minutentakt ermöglichte. Eine davon nutzte Westermann zur Führung in der 29. Minute, nachdem zuvor Gomez in bekannter Manier zwei aussichtsreiche Gelegenheiten ungenutzt ließ. Sechs Minuten später war es dann aber endlich nach über 800 Minuten soweit: Podolski läuft alleine auf Majed Naser zu und legt uneigennützig seinem Sturmpartner auf, der das Geschenk gerne annimmt.

Kurz darauf ist es der agile Trochowski, der eine Flanke von Hinkel emotionslos im Netz unterbringt. Als in der Nachspielzeit Gomez ? wiederum nach Vorarbeit von Hinkel ? das 4:0 markierte, konnte man zur Halbzeit zweifellos von einer unverdient hohen Führung sprechen, hatten die Araber zu diesem Zeitpunkt doch bereits ein halbes Dutzend guter Chancen. Wäre jedoch ein reguläres Tor von Podolski gegeben worden, hätte es auch schon 5:0 stehen können. Nur war das Spiel zu unbedeutend und Deutschland zu effizient, als dass sich darüber jemand aufgeregt hätte. Einzig Gentner hätte das Recht gehabt, leitete der technisch visierte Ex-Schwabe vom neuen Deutschen Meister doch den Angriff mit einem Hackentrick ein.



In der zweiten Halbzeit kam der gebürtige Brasilianer Cacau für Podolski und bestritt nach dem Chinaspiel nun sein zweites Länderspiel für Deutschland. Bereits nach zwei Minuten kam er auch schon zu seinem ersten Scorerpunkt als er Walis Abbas den Ball abnahm und Gomez steil schickte, der selbstsicher sein drittes Tor erzielte. Das halbe Dutzend perfekt machte Faris Juma, der einen Schuss von Schweinsteiger ins Tor lenkte. In der 92. Minute vollendete der Neu-Bayer Gomez nach Vorlage seines Ex-Kollegen und Debütanten Träsch einen Angriff zum Endstand von 7:2.

Im Endeffekt bleibt nur zu hoffen, dass der deutsche Fußball langfristig von der Reise profitiert. Denn hinter den Kulissen ging es nur um eines: die Auslandsvermarktung der Bundesligarechte. Diese brachte bislang 18 Millionen per anno ein, in den nächsten drei Jahren werden es 35. Peanuts im Vergleich zu den 300 Millionen Umsatz der Briten. Für die Spieler jedoch war dies nach einer langen Saison mehr Last als Pflicht, oder wie es Ersatz-Kapitän Schweinsteiger ausdrückte: "Ich bin froh, dass das überstanden ist."

Sportlich ernst wird es wieder am 12. August, wenn es gegen das von Hans-Hubert genannt "Berti" Vogts trainierte Aserbaidschan um drei Punkte in der WM-Qualifikation geht. Bis dahin müsse man sich laut Löw unbedingt ?zum Beispiel spielerisch und taktisch verbessern?. Nun denn ? wenn es sonst nichts ist...

, 02.06.2009

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