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Showdown in Moskau

Erst Pfiffe, dann Standing Ovations: Die DFB-Auswahl hat den nächsten Schritt auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2010 erfolgreich gemeistert und Aserbaidschan mit 4:0 geschlagen. Das Team von Bundestrainer Löw begann überzeugend, baute stark ab, gewann letztlich aber souverän und ungefährdet. Die deutschen Fans ließen es sich trotz Halbzeitführung aber nicht nehmen, ihr Team mit einem Pfeifkonzert in die Kabine zu schicken.

Schon ein kurzer Blick auf die Tabelle lies vor dem Spiel keinerlei Spannung aufkommen: Deutschland erster mit sechs Siegen und einem Unentschieden, Aserbaidschan nur dank des besseren Torverhältnisses vor Schlusslicht Liechtenstein. Interessanter war da die Partie in Cardiff, wo Wales Russland empfing. Einen Punktgewinn der Waliser vorausgesetzt und die Qualifikation für Deutschland wäre nur noch Formsache gewesen. Da sie dem Vizeeuropameister diesen Gefallen aber nicht taten, kommt es nun am 10. Oktober zum Duell um die direkte Qualifikation zur WM in Südafrika, wenn Deutschland in Moskau gastiert.



Dass nur rund 35.000 Zuschauer die Begegnung in Hannover sehen wollten, verwundert auf den ersten Blick. Bedenkt man allerdings die überhöhten Ticketpreise, die späte Anstoßzeit und nicht zuletzt die pomadige Leistung im Hinspiel, erklärt es sich relativ schnell, warum 8.000 Sitze leer blieben: Ein Spektakel war nicht zu erwarten. Die anwesenden Fans machten ihrem Unmut auch schnell Luft und ließen Löws Team spüren, was sie von der Leistung der ersten 45 Minuten ? in Führung liegend ? hielten: nichts. Ballack sprach nach dem Spiel von ?unerklärlichen Fehlern?, Löw ärgerte sich ebenfalls: ?Nach dem frühen Tor war ich mit dem Spiel absolut unzufrieden. Das habe ich der Mannschaft in der Halbzeit auch deutlich gesagt. Wir haben die Zweikämpfe überhaupt nicht angenommen und sind nur nebenher gelaufen.?

Im Vergleich zum 2:0-Testspielsieg gegen Südafrika stellte der Bundestrainer seine erste Elf auf vier Positionen um: Für Friedrich (leicht angeschlagen) und Tasci bildeten Mertesacker und Westermann die Innenverteidigung, Hitzlsperger und Podolski ersetzten Rolfes und Marin. Im Sturmzentrum begann der Neu-Münchner Gomez; für seinen Teamkollegen Klose blieb zunächst nur ein Platz auf der Bank. Im Tor kam Leverkusens Adler nach dem überzeugenden Auftritt vom letzten Samstag zu einer weitern Bewährungsprobe, da sich Enke mit einem ?allgemeinen Infekt? krank abmeldete.

Schon nach fünf Minuten hätte Podolski sein Team in Führung bringen können, scheiterte aber mit einem strammen Schuss an Aserbaidschans Torwart Agayev. Kurz darauf parierte der stark aufgelegte Schlussmann der Gäste einen Fernschuss von Schweinsteiger, der wie gegen Südafrika im rechten Mittelfeld enttäuschte. Nach 13 Minuten war es aber schließlich soweit: Gomez schickt Podolski, der in den Strafraum drängt und von Abbasov zu Fall gebracht wird. Elfmeter. Ballack. Tor. Spiel entschieden.

Spiel entschieden? Zumindest schien sich die Nationalelf ziemlich sicher zu sein ? sie schaltete nach dem Führungstreffer zwei Gänge zurück und ließ Aserbaidschan ? zur heimlichen Freude von Keeper Adler ? ins Spiel kommen. So konnte sich der 24-Jährige gleich zwei Mal auszeichnen und entschärfte sowohl einen Fernschuss aus gut 35 Metern von Chertoganov als auch eine Chance von Shukurov aus kurzer Distanz.

Zur zweiten Halbzeit wechselte Löw Klose für den glücklosen Gomez und Beck für den indisponierten Schäfer ein. Dadurch rückte Lahm in der Viererkette wieder auf seine angestammte linke Seite, während der U-21-Europameister der TSG Hoffenheim auf rechts agierte. Und der Schachzug machte sich bezahlt: Nachdem Abbasov mit Gelb-Rot vorzeitig zum Duschen geschickt wurde, bildeten die beiden Außenverteidiger durch regelmäßige Vorstöße eine effiziente Flügelzange.

Deutschlands Spiel erinnerte wieder an die Minuten vor der 1:0-Führung: Gedanklich immer einen Schritt voraus, spritziger im Antritt und technisch mit klar erkennbaren Vorteilen. So war es nur eine Frage der Zeit, ehe Klose erst nach Vorarbeit von Lahm und später von Beck das Ergebnis auf 3:0 hochschraubte. Die Gegenwehr des Teams vom Balkan war nun endgültig gebrochen.

Als Podolski in der 71. Minute schließlich den Entstand markierte, konnte einem Agayev im gegnerischen Tor beinahe leid tun: Trotz einer starken Leistung musste der 23-Jährige von Khazar Lankaran aus der heimischen Yuksak-Liga vier Mal hinter sich greifen. Özil hatte auf Linksaußen gleich drei Gegenspieler beschäftigt und Ballack mit einer mustergültigen Flanke bedient. Der Chelsea-Profi wiederum legte auf den völlig freistehenden Kölner ab, der in seinem 66. Länderspiel sein 34. Tor erzielte.

Der herausragende Akteur des gestrigen Abends war allerdings Klose, der sich im Zweikampf mit Gomez um den Platz im Sturmzentrum einen klaren Vorteil erarbeitete. Mit nun mehr 47 Toren für die Nationalmannschaft zog der 31-Jährige in der ewigen Torschützenliste mit Jürgen Klinsmann und Rudi Völler gleich. Bis zum Führenden Gerd Müller sind es aber immer noch 21 Tore.

Löw scheint mit seiner Systemumstellung von 4-4-2 auf 4-3-3 mit nur einer wirklichen Sturmspitze auf dem richtigen Weg zu sein. Allerdings waren weder Südafrika noch Aserbaidschan ernsthafte Prüfsteine, wirklich bewähren muss sich das neue System beim Gipfeltreffen am 10. Oktober in Russland. Trainer Guus Hiddink schlug mit seiner Mannschaft Wales mit 3:1 und liegt zwei Spieltage vor Ende der Gruppenphase nur einen Punkt hinter Deutschland.

Wie wichtig die direkte Qualifikation wäre, beweist ein Blick auf die anderen Gruppen: In der Relegation könnte niemand geringes als Frankreich warten.

 , 10.09.2009

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