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Bittere Pleite gegen die Albiceleste

Sang- und klanglos hat die deutsche Nationalmannschaft das letzte Testspiel vor der Nominierung des WM-Kaders gegen Argentinien mit 0:1 verloren. Über 90 Minuten konnte sich die DFB-Auswahl offensiv kaum in Szene setzen und war ihrem Gegner in jeder Hinsicht unterlegen. Nun bleiben noch drei Monate, um ein schlagfertiges Team für die Weltmeisterschaft in Südafrika aufzustellen.

Vor der Partie hatte Löw den Stellenwert des Testspiels heruntergeschraubt: ?Es ist ein Test, den wir sehr ernst nehmen. Aber der Ernstfall beginnt erst mit der WM und dem Australienspiel.? Direkt nach Abpfiff kritisierte er den mangelnden Mut seiner Mannschaft: ?Da hat uns das Selbstbewusstsein gefehlt. Insgesamt haben wir mehr Fehler gemacht als der Gegner.? Kapitän Michael Ballack analysierte das Spiel ähnlich und kam zu dem Schluss, dass es am ?Vorwärtsgang? gehapert habe. Lediglich Franz Beckenbauer sah ein ?Duell auf Augenhöhe, bei dem die Argentinier ihre Chance eiskalt genutzt haben?.

Eine wichtige Personalie hatte das deutsche Trainerteam bereits vor Beginn des Spiels geklärt: Rene Adler bleibt die Nummer eins und wird während der WM das Tor der Nationalmannschaft hüten. Löw begründete die Entscheidung unter anderem mit Adlers starken Auftritten in der WM-Qualifikation: ?Rene hat es selbst in der Hand. Bleibt seine Leistung konstant gut, spielt er.? Mit seinem heutigen Patzer beim Siegtreffer Argentiniens hat er die öffentliche Diskussion aber erst einmal nicht gestoppt. Seinen Konkurrenten Manuel Neuer und Tim Wiese wird der Blackout jedenfalls genauso wenig entgangen sein wie Löw.

Vor Adler bot Löw ein 4-5-1-System mit Mertesacker und Tasci in der Innenverteidigung sowie Lahm und Boateng auf den Außen auf. Im zentral-defensiven Mittelfeld spielte Schweinsteiger neben Kapitän Ballack. Davor begann mit Bayerns Müller ein Debütant auf der rechten Außenbahn, unterstützt wurde er in der Offensive von Özil und Podolski. Die einzige nominelle Spitze wurde von Klose besetzt.



Argentiniens Coach Maradona, der in seiner bislang einjährigen Amtszeit die rekordverdächtige Anzahl von 102 Spielern nominierte, scheint sich unterdessen auf den harten Kern seines Kaders festgelegt zu haben. Im Vergleich zum letzten Spiel der Albiceleste in der WM-Qualifikation veränderte der ehemalige Weltfußballer seine erste Elf nur auf einer Position: Samuel begann in der Verteidigung für Schiavi.

Die erste Halbzeit begann mit zwei aufmerksamen Defensivreihen, die kaum Torchancen zuließen. Lediglich die Argentinier konnten durch Di Maria und Messi für offensive Akzente sorgen, richtig gefährlich wurde es das erste Mal rund sieben Minuten vor der Pause: Di Maria lies erst Tasci und Boateng aussteigen, um mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze an Adler zu scheitern, der den Ball mit den Fingerspitzen an die Latte lenken konnte.

Wenige Minuten später konnte allerdings auch keine Latte der deutschen Elf mehr helfen. Nach einem Steilpass von Di Maria auf Higuain patzt die deutsche Hintermannschaft doppelt: Erst verliert Mertesacker das Laufduell gegen Higuain, dann umkurvt dieser ? kurz nach der Mittellinie ? den heraus geeilten Adler und schiebt den Ball zur 1:0-Führung für die Südamerikaner ein. Dass der Leverkusener nach eigener Aussage nur ?eine zehntel Sekunde? zu spät war, entschuldigt indes seinen Fehler nicht, denn für Torhüter gilt auch heute noch das ungeschriebene Gesetz ?Wenn er rauskommt, muss er ihn haben?.

Und Deutschland? Fand offensiv gar nicht statt. Die formschwachen Podolski, Özil und Klose vermochten es genauso wenig wie Neuling Müller, sich gegen die taktisch gut aufgestellten Argentinier durchzusetzen, wobei letzterer zumindest in der Anfangsphase noch der agilste war. Die Doppel-Sechs um Schweinsteiger und Ballack reagierte, genau wie Lahm und Boateng, größtenteils auf das Spiel des Gegners und war somit in der Defensive gefangen. Da das Umschalten von Abwehr auf Angriff in der Regel mehr Zeit beanspruchte als ein Sprint von Messi von einem Tor zum anderen, kam Deutschland in 45 Minuten auf exakt einen Torschuss und noch weniger Torchancen.

Nach dem Seitenwechsel ersetzte Gomez ? wie im Vorfeld abgesprochen ? den glücklosen Klose. Etwas ändern konnte der Ex-Stuttgarter jedoch nicht und so dauerte es bis zur 67. Minute, ehe so etwas wie Dynamik ins deutsche Spiel kam. Verantwortlich dafür zeigte sich der momentan vor Selbstbewusstsein strotzende Cacau, der in den vergangen drei Spielen für den VfB Stuttgart sieben Tore erzielte. Der 28-Jährige spielte unbekümmert auf und versuchte mit Schüssen aus der zweiten Reihe für Gefahr zu sorgen, was ihm ansatzweise auch gelang.

Kurz vor Ende der Partie hätte Burdisso, der für den verletzt ausgewechselten Münchner Demichelis ins Spiel kam, noch auf 2:0 erhöhen können, scheiterte am kurzen Pfosten nach einem Freistoß von Veron aber knapp. Die DFB-Auswahl hingegen hatte nichts mehr zuzusetzen und fand sich schließlich mit der auf dem Papier knappen Niederlage ab.

Vor vier Jahren ging Deutschland vor der WM 2006 gegen Italien mit 1:4 unter. Bedenkt man den folgenden Turnierverlauf könnte man durchaus von einem "Weckruf" sprechen. Ob die Niederlage gegen Argentinien die gleiche Wirkung haben wird? Fraglich. Nötig wäre es aber allemal.


, 3.3.2010

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