Magazin für Freunde des Fußballs und seiner Kultur

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Die Sehnsucht nach der Liebe

+++  Kolumne: "Die Nr.1 im Pott sind wir"  +++

Du allein warst es, nach der mich verlangte. Bei dir nur empfand ich diese ruhige, frohe, wunschlose Glückseligkeit. (Ibsen)

Manchmal träume ich so vor mich hin. Dann sitze ich in meinem großen Ohrensessel, schließe sanft die Augen und male mir aus, wie das Leben da draußen wohl so ist. Alles Mögliche habe ich da schon erlebt. Häufig muss ich schmunzeln über meine Gedanken, aber manchmal muss ich auch lauthals losheulen. Dann denke ich immer, wie schön es doch wäre, nicht alleine hoch oben in meinem Elfenbeinturm zu sitzen und einsam vor mich hinzuarbeiten, sondern unter netten Leuten zu sein, die mich von meinem Trübsal erlösen könnten. Sympathische Menschen, die mich und meine Arbeit zu schätzen wissen und die mich dann auch gerne einmal in den Arm nehmen und sagen, wie toll ich doch eigentlich bin. Im Grunde vielleicht sogar der Beste von Allen!

Schutzpatron junger Männer: "Klinsi"

Schutzpatron junger Männer: "Klinsi"

Und wenn ich da so sitze, an einem Tag wie dem gestrigen, dann spielen sich gar sonderbare Szenen vor meinem inneren Auge ab. Ich träume Sachen, die gibt es da draußen in der schönen Realität gar nicht. Doch für mich ist das alles echt. Und da ich so ein verrückter Fußballnarr bin, habe ich mir vorgestellt, wie der Kalifornia-Klinsi so seine Einzelgespräche führt ? im Kreise der Seinen. Behutsam und durchdacht. Jedes Wort sitzt und sorgt für wohlige Gefühle. Am Ende nimmt er dann seine Schafe noch in den Arm und flüstert ihnen ganz liebe Dinge zärtlich und warm ins Ohr. Herzlichkeiten, wie jeder sie gerne hört. Liebkosungen, die einem die Gewissheit geben können, dass man einfach super ist. Der Beste und Tollste von allen. Ja, der Supermann!

Und damit kann man sich dann eine lange Zeit trösten, wenn die Welt mal wieder kalt und grausam ist, oder der eigene Chef und liebste Mensch auf Erden im sonnigen Kalifornien. Denn man weiß ja, da ist einer, der mich lieb hat. Mich und nur mich allein. Und wenn er sagt, dass er auch mal zu anderen lieb sein muss, dann gibt er mir doch immer wieder aufs Neue mit auf den Weg, dass er mich aber am allerliebsten hat. Klar, weil er so gut zu allen sein will, gibt er auch und vor allem den schutzbefohlenen Jüngeren etwas von seiner großen Liebe ab. Man kann sagen, er gibt ihnen - diesen naiven und unerfahrenen Burschen - eine Chance. Das sagt er wenigstens zu den Älteren, die manchmal schon ein wenig an seiner Liebe zweifeln.
Das "schwarze" Schaf

Das "schwarze" Schaf

Aber das braucht ihr doch nicht, beruhigt er sie immer sehr schnell, am Ende liebe ich doch nur euch ? und ganz am Ende sogar nur dich, hat er dem Christian Wörns stets gesagt.

Tja, und dann bin ich durch ein nerviges Telefonklingeln (habe den AB dran gehen lassen) aus der Träumerei gerissen worden - rein in die traurige Wirklichkeit. Und was soll ich jetzt davon halten? Ich sehe zwei Menschen, die sich bekriegen. Die über die neuen Medien ? Mailbox und Fernsehkameras - blitzschnell miteinander kommunizieren. Nur Reden, einfach von einem Ohr zum nächsten, das tun sie nicht. Und der braun gebrannte Blonde ist auch nicht mehr lieb zum Leberfleck-Schwätzer Wörns.

Unerträglich dialekten beide so vor sich hin. Der eine ist plötzlich nicht mehr der Kalifornia-Klinsi - sondern der ?Chef? - und der andere will sich als ?Familienvater? behandelt wissen. Der eine ist total modern und hat einen Plan und der andere ist Familienvater und hat anscheinend immer noch nicht kapiert, wie naiv er ist. Gott sei Dank, denke ich so ganz romantisch-verträumt, hat er wenigstens den grauen Berti als ?Ersatz-Daddy? an seiner Seite. Der kämpft um ihn, wie um einen Löwen und sagt ihm bestimmt jeden Tag, wie lieb er ihn hat. Und dass er der allergrößte ist. Wenn nicht gar Supermann! (Randfrage: Was ist eigentlich aus Kehl geworden? Braucht er keine Liebe mehr? Ich drück ihn auf jeden Fall ganz fest!)

Der Begnadigte

Der Begnadigte

Verstoßene und unerwiderte Liebe sind zwei ganz schlimme Dinge. Beides hat in der letzten Woche den Kevin Kuranyi erwischt. Der arme Bub, hab ich noch so gedacht. Keiner hat ihn mehr lieb, außer den Tussen im Dortmunder Prisma. Alle haben ihm gesagt, dass sie so ein bisschen die Schnauze voll von ihm haben. Naja, ein paar Schalker haben noch zu ihm gehalten. Und das soll ihm auch die Kraft gegeben haben - in diesen bitteren schweren Stunden der Einsamkeit. Aber der Junge hat Power, das muss man ihm lassen. Trifft zwar häufig mal mehrere Monate das Tor nicht, aber immer dann, wenn es brenzlig wird, klappt es plötzlich. Der brasilianische Nutella-Boy lässt einen allerdings etwas ratlos zurück. Warum macht er immer die Buden, wenn fast keiner ihn mehr lieb hat? Ist er vielleicht am Ende so eine verdorbene Sado-Maso-Tunte, die Schmerz austeilt (keine Tore) und Schmerzen erleidet (keine Liebe)? Schwieriger Fall. Aber ausprobieren sollte Klinsi diese ?Ich-hab-dich-gar-nicht-mehr-lieb?-Taktik schon noch ein bisschen. Man kann sich bereits jetzt bildhaft die schöne Szene schließlich im Finale vor dem alles entscheidenden Elfmeter vorstellen: Klinsi nimmt Kuranyi den Ball weg und schwäbelt patzig-seicht: ?Nein, du schießt nicht. Du hast mich total enttäuscht. Ich mag dich nicht mehr. Bah!? Kuranyi schnappt sich trotzdem oder gerade deshalb wutschnaubend das Leder und hämmert es ins Netz. Danach züngelt er minutenlang auf dem grünen Rasen liegend mit Klinsi.

Uff, was für ein Schwachsinn. Ich sollte wieder mehr unter Leute kommen und nicht soviel Träumen. Macht mich ganz weich in der Birne. Ach, übrigens, gerade auf dem AB war meine Mutti. Sie hat mir nur kurz sagen wollen, wie lieb sie mich hat.
Und dass ich für sie natürlich der Allergrößte bin?

, 1.3.2006

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