Magazin für Freunde des Fußballs und seiner Kultur

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Der guten Ordnung halber...

Ma Hand aufs Herz: Wer hat nicht als Kind den Spruch "Ordnung ist das halbe Leben" zu hören bekommen, wenn er nach verzweifeltem, siebzehnsekündigem Suchen zur Mutter gerannt ist, mit der Frage, wo denn die Trainingsklamotten seien? Richtig, fast jeder. Und wenn man dann noch den ersehnten Spielerpaß für den neuen Verein zwar zurückgeschickt bekommt, jedoch ohne, daß die Spielberechtigung endlich hineingestempelt wurde, weil der Bezirksspielbetriebsobmannsstell-vertreter, der im Zivilberuf vermutlich Oberarchivar im Hochbauamt der Stadt Witten war, "der guten Ordnung halber" darauf hinweisen mußte, daß bei der Frage, ob der gewünschte Verein dem DFB überhaupt angeschlossen sei, das Kreuzchen bei "Ja" fehle, dann bekommt man schon als junger Mensch eine gehörige Abneigung gegen die "geheiligte Ordnung" eingeimpft.

Im Laufe der Jahre aber lernt man, daß es neben der Ordnung der Erbsenzähler, Pedanten und Korinthenkacker auch noch eine andere, bessere Ordnung gibt, eine, die mit der Gewohnheit zu tun hat, mit dem guten Gefühl, das einen überkommt, wenn alles an seinem Platz und bestens geregelt ist. Diese Ordnung ist seit dem letzten Wochenende in der Bundesliga zu guten Teilen eingetreten und der Blick klärt sich so langsam...

Die Partie Schalke gegen Bochum war nicht nur das erste Match der Kohlenpott-Meisterschaft, sondern auch die Begegnung einer Schalker Mannschaft, die ganz oben mitspielen möchte, gegen eine Bochumer Truppe, die wohl wieder einmal mit allen Kräften gegen den Abstieg strampeln muß. Beide Teams wurden in ihren Erwartungen bestätigt. Das 1:0 geht vollauf in Ordnung, und niemand hätte sich auf Bochumer Seite beschweren können, wenn es stattdessen ein 3:0, 4:0 oder auch 5:1 geworden wäre. Dreimal Alu allein in der zweiten Halbzeit sprechen eine deutliche Sprache.

Der VfL Bochum plakatierte seinerzeit nicht nur Bochum, sondern auch in Dortmund und Gelsenkirchen mit Vorliebe dieses Motiv

Der VfL Bochum plakatierte seinerzeit nicht nur Bochum, sondern auch in Dortmund und Gelsenkirchen mit Vorliebe dieses Motiv

Auch Rafinha wurde wieder in die Ordnung gebracht; eine halbe Stunde lang ausgepfiffen, versöhnte er die Königsblauen in der 36. Minute mit seiner hochpräzisen Flanke auf den Kopf von Westermann, die dieser nur noch einzunicken brauchte. Nun ist der kleine Brasilianer wieder zu Hause, hat immerhin eine Bronzemedaille aus Peking und die künftige Berücksichtigung durch die brasilianische Nationalmannschaft mitgebracht und wird die eventuell noch auf ihn zukommende, mit Hilfe seines Verbandes wohl mehr symbolisch anmutende Geldstrafe des Vereins mit einem zufriedenen Grinsen hinterlegen. Wer würde nicht 100.000 Euro von jemandem Anderen für eine eigene Olympiamedaille hergeben? Eben!

Die Bochumer haben bis jetzt nur einen Punkt geholt und dürfen spätestens seit Samstag ganz sicher sein, daß es auch in dieser Saison wieder eine Zitterpartie werden wird. Es war aber auch sehr merkwürdig zu sehen, mit welchen Mittel die Männer von Marcel Koller in der Schalker Turnhalle zum Erfolg oder wenigstens zum Teilerfolg kommen wollten. Spielerisch unfertig, in der Verteidigung zwar einigermaßen kompakt, beim Umschalten von Abwehr auf Angriff aber beinahe jedes Mal gnadenlos überfordert, und bei den wenigen Höflichkeitsbesuchen vor dem Gelsenkirchner Kasten, von zwei Ausnahmen abgesehen, ungefähr so torgefährlich wie ein Eisbein mit Sauerkraut. Wer hier einen Ansatz entdecken konnte, wie die Bochumer die "magische" 40-Punkte-Grenze erreichen können, der hat als Schüler sicher einmal den Robert-Koch-Gedächtnispokal im Mikroskopieren (Mittelstufe) gewonnen. Nein, Freunde, das war gar nix, und wenn der Schweizer nicht ganz schnell das Ruder herumzureißen weiß, dann werden seine Leute in einen Abwärtssog gezogen, der den ersten Absteiger dann schon zu Weihnachten feststehen läßt. Tut mir leid, ist aber so.

Na, ja, wenn's ein Trost ist, dann wollen wir natürlich nicht ausschließen, daß der Verein von der Castroper Straße zum Jahreswechsel nicht allein abgeschlagen am Tabellenende herumkraucht; durchaus möglich, daß man frühzeitig und solidarisch auf dem Weg in die Zweite Liga von Energie Cottbus begleitet wird. Die scheinen nämlich so etwas wie "Brüder im Geiste" werden zu wollen; vielleicht wird ja aus dem absehbaren gemeinsamen Schicksal sogar eine wunderbare Fanfreundschaft zwischen der Ruhrhöhe und der Niederlausitz. Dorthin zu fahren war für Borussia eine zwar lange, aber sehr lohnende Reise. Ein 1:0-Auswärtssieg, der nicht nur gut für's Selbstvertrauen und den Tabellenplatz ist, sondern auch ohne allzu große Mühe eingefahren werden konnte; so hat man's doch gern.

Sicher, man mußte schon ein wenig beißen und rennen, immerhin können die 92% gewonnener Zweikämpfe von Mats Hummels ja nicht alle auf einer Fläche von der Größe eines Snooker-Tisches stattfinden, aber alles in allem sind auch hier Fragen an den Gegner angebracht. Wollte Bojan Prasnikar nicht das Angriffsspiel seiner Balltreter verbessern? Sollte nicht das bessere Gefühl im eigenen Stadion, wenn schon nicht zum ersten Sieg, so doch wenigstens zum ersten Tor verhelfen? Was ist geblieben, drüben? Von Spielanlage keine Spur, keine durchdachten Spielzüge, manchmal hatte man sogar das Gefühl, daß ein schlichtes Positionshalten den Energetikern mentale Schwierigkeiten bescherte.

Mit dieser Leistung wäre selbst in der guten, alten DDR-Oberliga der Abstieg vorprogrammiert gewesen; vielleicht überlegen sich die Vereinsverantwortlichen einmal, ob man nicht naheliegenderweise in die polnische "Ekstraklasa" wechseln sollte. Man hätte es dann zu den Auswärtsspielen nicht mehr so weit, könnte immer billige Kippen mitbringen und dank der unzähligen Korruptionsskandale jenseits der Oder spielen da in dieser Saison Mannschaften in der ersten Liga, gegen die die bemitleidenswerte Tasmania Berlin noch wie ein Meisterschaftsfavorit wirken würde.

Aber das große Ordnungsfestival ging auch an anderer Stelle weiter. Hoffenheim hatte zweimal den ersten Tabellenplatz eingenommen, was sich für einen Aufsteiger ja nun wirklich nicht gehört. Dementsprechend gingen die ansonsten nur selten so rigorosen Leverkusener zu Werke und setzten den Nordbadenern den Kopf zurecht. Man darf jedoch sicher sein, daß deswegen im Kraichgau nichts aus der Ordnung gerät.

Bielefeld versuchte, dem HSV einen Tritt zu versetzen, was die Hamburger Last-Minute-Transfer-Artisten jedoch gar nicht lustig fanden, und sehr nachdrücklich die Ordnung wiederherstellten. Daß Wolfsburg gegen Frankfurt nicht gewinnen konnte, verblüfft auch nur denjenigen, der die dreisten Sprüche aus der Autostadt für bare Münze nimmt; ebenso, wie die 0:2-Niederlage des KSC gegen den EffZeh völlig normal ist. Übrigens ist jetzt auch endlich herausgekommen, warum der Kölner Özat (Bild) ohne äußere Einwirkung im Wildparkstadion zusammengebrochen war: Er hatte sich noch einmal durch den Kopf gehen lassen, wie provinziell dämlich sich alle Beteiligten in der Frage des Karlsruher Stadionneubaus verhalten, und brach deswegen vor Lachen zusammen.

Sicher waren viele Fußballfreunde nicht böse, daß die Bayern nur zögerlich aus den Startblöcken in die Saison kamen, aber jeder hat wohl gewußt, daß es nicht allzulange so bleiben würde. Es hat jedoch nichts mit Schadenfreude zu tun, wenn man konstatiert, daß besonders die Tatsache, daß die langweiligste Mannschaft der Bundesliga, diejenige, die man auch die "alte Frau aus Brandenburg" nennt, als erstes Opfer des erwachenden bayrischen Tatendrangs herhalten mußte.

Und da wir gerade bei langweiligen Vereinen sind, sei auch noch vermerkt, daß dem VfB Stuttgart eine sehr schwäbische Leistung reichte, um den "ewigen Europapokalaspiranten" Hannover 96 deutlich zu ohrfeigen. Dabei konnte Mario Gomez auch noch serienweise an Robert Enke oder der eigenen Unzulänglichkeit scheitern, ohne daß die Niedersachsen daraus viel Vorteil hätten ziehen können. Ist ja auch ganz in Ordnung, daß Hertha und Hannover jetzt schon auf dem Boden der Realität und am Ende der Saison im Niemandsland der Tabelle ankommen.

War war sonz noch? Ach, ja...

Der Verfall von Sitten und Moral...

Der Verfall von Sitten und Moral...

...weil er beim obligatorischen Mannschaftsfoto seinen Dödel herausgekramt hat, wurde Sezgin Özhan vom VfvB Ruhrort/Laar per einstweiliger Verfügung mit sofortiger Wirkung gesperrt und muß wegen "grob unsportlichem" Verhalten auch noch mit einer längeren Strafe durch den Fußballverband Niederrhein rechnen.

Was grob unsportlich an dem Witzchen sein soll, wüßte natürlich auch kein Funktionär zu sagen, in Wirklichkeit will man lediglich "Nachahmungstäter" abschrecken. Warum verbietet man dann nicht einfach diese völlig unsäglichen Mannschaftsfotos? Niemand schaut sie an, sie verschandeln die visuelle Umwelt, sie sind völlig überflüssig. Also wäre es sogar noch ein Gewinn für die Kultur, wenn sie im Zuge dieses echt niederrheinischen "Skandals" endlich verschwinden würden.

...die Altach-Rente gibt es jetzt auch weltweit. Nachdem ja schon in der vergangenen Woche gemeldet werden konnte, daß Ailton diese Form der Altersversorgung für brasilianische Mittelstürmer gewählt hat, ist jetzt Rivaldo bei Bunyodkor Taschkent in der Uzbek Rentenversicherung League gelandet, und kann dort beruhigt dem Altersdiabetes und der völligen Demenz entgegendämmern. Daß Ronaldo unmittelbar vor einem Wechsel auf die Färoer stehe, ist hingegen bislang nur ein unbestätigtes Gerücht.

... Oliver Kahn ist für größere Tore im Fußball; dabei kann sich doch nun wirklich jeder Fußballfreund an Gelegenheiten erinnern, bei denen schon 7,32 m x 2,44 m für ihn zu groß waren. Na, vielleicht wollte er ja auch nur die Sport-Bild, die ihn interviewte, ein wenig auf den Arm nehmen; die Ahnungslosen dort glauben ja sowieso jeden Mist.

, 02.09.2008

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