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"Wir können uns keinen besseren Trainer vorstellen"

Die Remis-Könige der Liga tummeln sich im Revier. Während man sich beim BVB mit dem achten Unentschieden der Saison noch arrangieren kann, herrscht beim Revier-Nachbarn aus Bochum nach der deutlichen 0-4-Klatsche in Frankfurt höchste Alarmstufe?

Es begann aber auch denkbar schlecht für die Bochumer. Schon nach fünf Spielminuten musste Keeper Daniel Fernandez nach einer Notbremse an Fenin das Feld der Frankfurter Arena verlassen. Der schnellste Platzverweis für einen Torhüter in der Bundesligageschichte und die anschließende Eintracht-Führung per Strafstoß bedeuteten den Anfang vom Ende der blauweißen Hoffnungen auf den zweiten Saisonsieg. Da mochte sich Coach Marcel Koller noch so elegant mit einem VfL-Vereinsschal kleiden ? verhindern konnte er das Auseinanderfallen seiner Truppe am Main nicht. Und damit auch nicht die erneuten Diskussionen darüber, ob der Schweizer als Trainer noch zu halten ist. Sollte auch im letzten Spiel der Vorrunde gegen den 1.FC Köln kein Sieg auf der Haben-Seite verbucht werden, so dürfte am Ruhrstadion schon bald ein Trainerwechsel ins Haus stehen. Und dass obwohl die Bochumer Verantwortlichen ihrem Coach auch weiterhin den Rücken stärken. "Wir können uns keinen besseren Trainer vorstellen", sagte Finanzchef Ansgar Schwenken unmittelbar nach der 0:4 Klatsche in Frankfurt. Und auch Sportdirektor Thomas Ernst beteuerte öffentlich: ?Unser Bekenntnis zu Marcel Koller gilt nach wie vor.?

Das mag glauben wer will, doch um einen Trainerwechsel wird auch der Koller-freundliche Aufsichtsratschef Werner Altegoer nicht herumkommen, sollte das Spiel gegen die Geißböcke aus der Domstadt nicht gewonnen werden. In der Bochumer Fanszene jedenfalls ist Koller genauso unten durch, wie der Altegoer selbst. Dieser hat den Unmut der VfL-Anhänger durch seine Aussage "Ich will mich nicht jede Woche wiederholen müssen, unser Trainer steht nicht zur Diskussion. Bei solchen Geschehnissen, wie sie in Frankfurt passiert sind, ist man doch machtlos. Marcel Koller ist auch in der Rückrunde unser Mann?, nochmals verstärkt. In seinem ?Scudettoblog? versucht Kirsche-Redakteur Ben Redelings, seines Zeichens VFL-Fan, seinen Frust nach Außen zu tragen und erntet dabei nahezu ausschließlich Zustimmung: ?Machen wir es kurz: Die Zeit von Werner Altegoer als ?Aufsichtsratsvorsitzender? des VfL Bochum ist abgelaufen! Das von ihm total überladene Amt muss spätestens auf der nächsten JHV neu besetzt werden. Hat Werner Altegoer ein wenig Liebe für den Klub im Herzen, hilft er aktiv dabei, diesen Schritt umzusetzen. Über eine Neubesetzung einer der beiden Vorstandspositionen wird man bei diesem Neuanfang wohl ebenfalls nicht drumherum kommen. Es brechen spannende Zeiten in Bochum an!?

Ja, in Bochum brechen spannende Zeiten an. Und wenn man dort nicht bald reagiert dann brechen beim VfL wohl auch wieder Zweitligazeiten an. Natürlich hapert es nicht nur am Trainer. Aber dieser bleibt das schwächste Glied in der Kette. Und bevor Altegoer und andere allzu sehr selbst unter Druck geraten, werden sie den Coach entlassen. Allen Beteuerungen zum Trotz.

Beim Reviernachbarn in Dortmund ist man auch nach dem zweiten Null zu Null in Serie und damit dem achten Unentschieden im sechzehnten Spiel (noch) zufrieden. Doch sollte gegen den Namensvetter aus Mönchengladbach am kommenden Freitag nicht der dritte Heimsieg gelingen, dürfte es erstmals in dieser Spielzeit und pünktlich zur Winterpause auch bei den Schwarzgelben wieder unruhiger werden. Zwar zeugen vier Spiele ohne Gegentor in Folge davon, dass es Trainer Jürgen Klopp gelungen ist die Defensive zu stabilisieren, aber nach vorne hin mag den Borussen derzeit so gar nichts gelingen. Da wundert es nicht, dass nach jedem Treffer für den HSV der Name Mladen Petric unter den BVB-Fans wieder die Runde macht. Solange ein Alexander Frei nicht zu seiner alten Form finden will und ein Mohamed Zidan nicht endgültig unter Beweis stellen kann, dass der Tausch mit Petric gerechtfertigt war, wird man an der Strobelallee weiter über den Petric-Wechsel diskutieren.

Im Gegensatz zu den Profis konnten die BVB-Amateure durch den Sieg gegen Preussen Münster ihre Position in Liga vier deutlich verbessern und sogar am Ruhrpottrivalen Rot-Weiß Essen vorbeiziehen. Nach dem mageren Unentschieden der Essener in Oggersheim hat die Dortmunder Reserve einen Punkt mehr als die Kicker von der Hafenstraße auf der Habenseite. Am letzten Hinrundenspieltag der Regionalliga West kommt es nun am kommenden Samstag zum Spitzenspiel zwischen RWE und BVB II. Eine humorvolle Choreographie präsentierten übrigens die RWE-Fans in Oggersheim pünktlich zum Nikolaus. ?Der Nikolaus mit Bart am Mund, trägt Rot und Weiß nicht ohne Grund? hieß es auf dem Spruchband der mitgereisten Anhänger. Auch ein Beweis dafür, dass Fußball eben nicht immer toternst genommen werden muss.

Ernst wurde es leider beim Spiel zwischen dem MSV Duisburg und dem 1.FC Kaiserslautern am vergangenen Freitagabend. Dort kam es sowohl in der MSV-Arena als auch nach dem Kick zwischen den beiden Zweitligateams zu Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des FCK und der Polizei. Doch während in der deutschen Presse wieder einmal von ?Brutalos? und ?Hooligans? die Rede war, stellten die mitgereisten Anhänger der Roten Teufel klar, dass einmal mehr unverhältnismäßiges Handeln der anwesenden Polizisten Anlass für die Ausschreitungen war. Es stimmt schon bedenklich wie verhärtet die Fronten zwischen Teilen der deutschen Fanszene und der Polizei inzwischen sind. Eine Fortsetzung der Probleme scheint gewiss. Vermutlich schon am nächsten Wochenende in irgendeiner anderen Arena.

Immerhin scheint bei den Zebras der von Trainer Peter Neururer angestrebte schnelle Schulterschluss mit den verärgerten Fans zu funktionieren. Torhüter Tom Starke, noch vor kurzer Zeit schon beim Warmlaufen gnadenlos von den eigenen Anhängern ausgepfiffen, wurde gegen die Lauterer mit freundlichem Applaus begrüßt. Neururers Gehirnwäsche zeigt also Wirkung. Und wenn man schon sportlich die Ziele auch unter ?Peter dem Großen? nicht wirklich erreicht, so versucht der Chefcoach doch wenigstens weiter den eigenen Fans Honig um den Bart zu schmieren: ?Die Reaktionen der Fans haben mich freudig überrascht, sie haben uns fantastisch unterstützt. Die Fans waren erstligareif, wir müssen nun sportlich nachlegen.? Typisch Neururer eben.

In Gelsenkirchen hingegen rauften sich die Anhänger der Blauweißen zum letzten Heimspiel der Vorrunde noch einmal zusammen und sparten mit Pfiffen und Kritik. Stattdessen wurde das kriselnde Schalker Team unterstützt und der knappe, aber verdiente 1-0-Sieg über die Berliner Hertha lautstark gefeiert. Ein Sieg immerhin - wenn auch von der Süddeutschen Zeitung als "Grubenarbeiterfußball" bezeichnet. Und dass obwohl noch vor dem Spiel ein Spruchband mit der Aufschrift "Mannschaft ohne Pulsschlag, Vorstand ohne Ratschlag ? Tour durch Gelsenkirchen und Grubenfahrt statt Bibelnachmittag!" in der Nordkurve der Veltins-Arena geprangt hatte. S04-Manager Andreas Müller ging derweil in die Offensive. Nachdem er über Wochen nur verbale Prügel einstecken musste, scheint der Ex-Profi nun nicht länger einstecken zu wollen. ?Ich war immer sehr loyal allen Leuten und Mitarbeitern gegenüber. Aber jetzt ist es an der Zeit, sich nicht mehr alles gefallen zu lassen?, so der Sportdirektor. Dabei knüpft er, wohl wissend dass er persönlich weit mehr in der Kritik steht als Trainer Fred Rutten, sein Schicksal sehr geschickt an das des Niederländers: ?Müller und Rutten sind nicht zu trennen? verkündete der gebürtige Stuttgarter. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Denn Schalke wird sich kaum einen Austausch der kompletten sportlichen Leitung leisten können. Auch wenn Rudi Assauer als graue Eminenz im Hintergrund sicherlich noch einen Pfeil im Köcher hat.

Während auf Schalke also wieder ein Funken Hoffnung glimmt, gab es in Oberhausen am Wochenende hängende Köpfe. Eine der besten Saisonleistungen hatten die Rot-Weißen über lange Zeit in Freiburg gebracht. Verdient ging man 1-0 in Führung und dominierte den Aufstiegsaspiranten aus dem Breisgau. Nahezu über die komplette erste Halbzeit war RWO die klar bessere Mannschaft und auch im zweiten Durchgang zeigte man den etwa 150 mitgereisten Fans eine gute Leistung. Dumm nur, dass man durch individuelle Fehler das Spiel aus der Hand gab und am Ende nur die tröstenden Worte von Freiburgs Trainer Robin Dutt blieben: ?An diesem Tag wurde die Leistung der Oberhausener nicht belohnt, aber ich bin mir sicher, dass wird in Zukunft der Fall sein. Teams wie RWO oder Osnabrück, die wirklich mitspielen wollen, sorgen für Spaß in dieser Liga. Daher wünsche ich mir, dass so genannte Betonmischer in die 3. Liga absteigen und nicht diese Vereine.? Für den Ruhrgebietsfußball wäre es allemal wichtig, wenn dieser Wunsch in Erfüllung ginge?

, 09.12.02008

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