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Wechselspiele im Revier

Winterschlussverkauf im Ruhrgebiet. Nach dem Motto ?Alles muss raus? machten ausgerechnet die beiden alten Revierrivalen Borussia Dortmund und Schalke 04 durch einige spektakuläre Spielertransfers von sich reden. Doch möglicherweise steckt hinter den Umbauarbeiten in den Spielerkadern mehr als nur der Verkauf von Transferflops?

Kurz vor Ende der Transferperiode gab der FC Schalke 04 mit Albert Streit (auf Leihbasis bis Saisonende zum HSV) und vor allem Fabian Ernst (für knapp 4 Millionen Euro zu Besiktas Istanbul) gleich zwei Spieler ab, die den Blauweißen beim Versuch den Anschluss an die Uefa-Cup-Plätze herzustellen noch gute Dienste hätten leisten können. Zuvor hatten die Gelsenkirchener mit Gustavo Varela (Vertrag aufgelöst), Ze Roberto II (auf Leihbasis zu Flamengo Rio de Janeiro) und Peter Lövenkrands (ablösefrei zu Newcastle United) drei weitere Transferflops der vergangenen zwei Jahre verlassen. Ob in Gelsenkirchen damit nur Korrekturen am bislang enttäuschenden Spielerkader vorgenommen wurden oder ob man bereits vorsorgliche Sparmaßnahmen für die heraufziehende Wirtschaftskrise ergreift, ist dabei nicht ganz klar. Zwar betont Manager Andreas Müller gebetsmühlenartig, dass sich an ?der Zielsetzung? der Blauweißen ?überhaupt nichts geändert? habe, doch pfeifen es die Spatzen schon länger vom Dach der Veltins-Arena, dass der 55 Millionen Euro teure Spielerkader bei einem derzeit möglichen Verpassen des internationalen Wettbewerbs auf keinen Fall weiter zu finanzieren ist. Zumal der Sponsorenvertrag des russischen Gasriesen Gazprom derart erfolgsabhängig gestaffelt ist, dass bei einem Verpassen der Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb die Zahlungen des Sponsors deutlich geringer ausfallen dürften als bisher. Die Zeiten für Blauweiß werden allemal härter?und das Erreichen des großen Ziels ?Deutsche Meisterschaft? scheint bis auf weiteres in weiter Ferne zu liegen.

Doch nicht nur in Gelsenkirchen baut man vor für möglicherweise anstehende wirtschaftliche Schwierigkeiten. Auch beim Erzrivalen aus Dortmund wurde der Spielerkader und damit auch die Payroll deutlich verschlankt. Mit Federico (auf Leihbasis zum KSC), Klimowicz (für knapp 400.000 Euro zum VfL Bochum), Kovac (für 400.000 Euro zu Dinamo Zagreb), Rukavina (auf Leihbasis zu 1860 München), Kruska (für 750.000 Euro zum FC Brügge) und Buckley (zu Mainz 05) gab der BVB nicht weniger als eine halbe Mannschaft während der winterlichen Transferperiode ab. Dass damit die Qualität des Spielerkaders von Trainer Jürgen Klopp deutlich gelitten hätte mag aber rund um die Strobelallee niemand behaupten. Vielmehr gelang es der sportlichen Leitung des BVB nun endlich einige jener Spieler abzugeben, die in dieser Saison vornehmlich den Status eines Bankdrückers innehatten. Ob mit diesen Transaktionen jedoch finanzielle Reserven für mögliche Spielertransfers im kommenden Sommer geschaffen oder doch nur Löcher im laufenden Etat gestopft wurden, wird spätestens die nächste Transferperiode zeigen. Denn eines steht wohl fest: sollte dem BVB der erhoffte Sprung auf die Uefa-Cup Platze nicht gelingen, so dürften für die Schwarzgelben im kommenden Sommer kaum größere Spielertransfers zu realisieren sein. Mit Blick auf die derzeit noch offenen Ergebnisse bei den Transferbemühungen um Mats Hummels, sowie den vermutlich stolzen Preis des im Winter von den Tottenham Hotspurs ausgeliehenen Kevin-Prince Boateng dürfte dem ein oder anderen Borussen-Fan da durchaus ein wenig mulmig werden.

Beim VfL Bochum hingegen blickt man schon jetzt ein wenig dankbar in Richtung Dortmund. Denn ausgerechnet der vom Reviernachbarn verpflichtete Diego Klimowicz erzielte zum Rückrundenauftakt gegen den KSC das entscheidende 2-0 und sicherte damit den ersten VfL-Sieg seit dem 14.September 2008 und damit den vorläufigen Sprung auf einen Nichtabstiegsplatz. Wie ernst die Situation an der Castroper Straße dennoch ist verdeutlichte eine Aktion der VfL-Fans vor der Partie gegen den Karlsruher SC. Zu hunderten reckten sie Zettel mit der Nummer acht in den Bochumer Abendhimmel und dokumentierten mit elf ?Zdebel-Rufen? bei der Intonierung der Mannschaftsaufstellung ihre Verbundenheit zum in der Winterpause nach Leverkusen gewechselten Thomas Zdebel. Nachdem Zdebel Anfang Dezember vom Trainer suspendiert und in die zweite Mannschaft der Bochumer degradiert wurde, zeigte das Verhalten der VfL-Anhänger nun einmal mehr das inzwischen völlig zerrüttete Verhältnis zwischen Fans und Trainer bzw. Vorstand auf. Premiere-Kommentator Marco Bode verstieg sich in Anbetracht der Geschehnisse gar zu der These ?Eine hochgefährliche Situation, so etwas habe ich selten erlebt". Und trotz des Sieges ist die brisante Lage der Blauweißen noch längst nicht bereinigt. Immerhin gibt es auch in Bochum noch Fans die den Ernst der Lage mit einem Lächeln begleiten. Kirsche-Redakteur Ben Redelings jedenfalls hat, wie man in diesem Video deutlich sieht, seinen Humor noch nicht verloren.

Gut aus der Winterpause startete auch der MSV Duisburg. Der vom BVB ausgeliehene Markus Brzenska traf bei Hansa Rostock mit der Pieke zum 1-0 Siegtreffer und sorgte für Erleichterung bei den in der Hinrunde arg gebeutelten Zebras. Und ähnlich wie die Nachbarn in Gelsenkirchen und Dortmund hatten auch die Meidericher ihren Spielerkader über den Jahreswechsel deutlich verkleinert. Mit Valentine Atem (zu Netschi Baku), Fernando Avalos, Serge Branco (beide Ziel unbekannt), Mirko Boland (Eintracht Braunschweig), Ibrahim Salou (zu Vejle BK) und Mounir Chaftar (zu Kickers Offenbach) gaben auch die Duisburger gleich sechs Kicker ab. Auch in Sache Öffentlichkeitsarbeit gehen die Zebras andere Wege. In Zusammenarbeit mit dem MSV Duisburg präsentiert das DSF auf seiner  seit dem 29. Januar (17.00 Uhr) in insgesamt 18 Folgen ?Mitten in Meiderich - die MSV Duisburg Doku?. Erste Stimmen äußern sich immerhin nicht so negativ, wie es die sonstige Qualität des Münchener Senders erwarten ließ.

In Oberhausen hingegen war zum Rückrundenauftakt pure Tristesse angesagt. Vor 4.546 zahlenden Zuschauern stümperten sich RWO und die TuS Koblenz bei Eiseskälte im Niedersachsenstadion zu einem unansehnlichen 0-0. Höhepunkt des trostlosen Kicks war denn auch eine interessante Neuerung im Sponsoring. Die gelb-rote Karte des Koblenzer Bajic wurde mit einem Jingle unterlegt und auf der Anzeigetafel mit dem Schriftzug ?Die rote Karte wird Ihnen präsentiert von ABS" begleitet. In Zeiten der Wirtschaftskrise macht Not scheinbar wirklich erfinderisch.

Im Gegensatz zu den Kollegen im Profifußball befinden sich die Kicker von Viertligist Rot-Weiß Essen noch in der Spielpause der Regionalliga. Doch auch für die Essener stand am vergangenen Wochenende das erste Pflichtspiel im Jahr 2009 auf dem Programm. Pünktlich zur Handball-WM besiegte Rot-Weiß den alten Rivalen Fortuna Düsseldorf im Viertelfinale des Niederrhein-Pokals mit einem standesgemäßen (Handball-)Ergebnis von 11-10 nach Elfmeterschießen. Für die Essener bedeutete dieser Sieg einen gelungenen Auftakt in die zweite Hälfte der Serie und einen gehörigen Schub an Selbstvertrauen, wie auch RWE-Trainer Michael Kulm nach dem Pokalkrimi bekundete: ?Ich bin beeindruckt, mit welcher Leidenschaft und Begeisterung die Mannschaft in dieses Spiel gegangen ist. Wir haben uns eine Fülle von Torchancen herausgearbeitet. Deshalb war der Sieg meines Erachtens auch verdient. Dieses Erfolgserlebnis gegen eine Spitzen-Mannschaft der 3. Liga wird uns viel Selbstvertrauen für die Rückserie in der Meisterschaft geben.? Ob der Erfolg den Essenern im Kampf um den Aufstieg Rückenwind gibt? Warten wir es ab?

, 03.02.2009

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