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Zypern, Wendehälse und von Heesen

Spielen die Zyprioten wirklich in der deutschen EM-Gruppe?
Lustige Szene. Freitag am Tresen in der Bochumer Innenstadt. Zwei Männer sitzen sich gegenüber und unterhalten sich über die nächste Fußballwoche: ?Is Länderspiel, ne?!?, sagt der eine. ?Ja, is. Gegen Zypern?, erwidert der andere ohne eine große emotionale Regung. Stille. ?Sach ma, sind die in unserer Gruppe oder ist das so ein Gurkenspiel??, fragt wieder der eine und scheint sichtlich irritiert zu sein. Der andere schaut auch nicht viel glücklicher aus: ?Ja, denk schon, oder??
?Ja, wie??, fragt erneut der eine. ?Weißt du das jetzt oder denkst du nur??, möchte er die Frage noch einmal präzisieren. ?Ich hätte ja gesagt, aber die können doch nicht San Marino und Zypern in eine Gruppe packen. Dat geht doch gar nicht, oder??

Zwei Bier später kommt zur zweiten Halbzeit ein dritter Kollege an die Theke. ?Jürgen, gut dat du da bist. Wir hängen fest?, fängt der eine ohne Umschweife an. ?Weißt du, ob die Zyprioten in der deutschen Gruppe sind??

Und Jürgen weiß Gott sei Dank genau Bescheid. Zügig rattert er die genauen Gruppenzusammenhänge aus dem Kopf hinunter und kann auch berichten, dass die Jungs aus Zypern gar nicht so schlecht sind, wie man immer so denken würde: ?Hömma, die haben die Iren mit 5:2 wieder nach Hause geschickt.?

Da fiel den beiden anderen Thekengenossen nicht mehr viel zu ein. ?Ja, wenn das so ist?, meinte noch der eine, ?dann würde ich sagen, nächsten Mittwoch gleiche Zeit, gleicher Ort.? Und schon war aus dem ?kleinen Gegner? Zypern ein ganz großer Hecht im Fußballgeschäft gemacht. Ist ja auch viel lustiger so eine richtig starke Truppe wegzuputzen, oder?

Warum eine Schwalbe noch lange keinen Sommer macht? Oder warum ändern Fußballfans schneller ihre Meinung als Paris Hilton die Partylocations?
Ist schon ein bisschen auffällig. Da regen sich die Fans landauf, landab tierisch auf, kritisieren jeden Scheiß, fordern Köpfe, Tränen und in Blut schwimmende Füße und dann gewinnt ihr Team mal wieder ein Spiel und sie sind so umwerfend happy wie ein Lottogewinner nach der Eroberung des Jackpots.

?Fußballanhänger sind die größten Wendehälse, die es gibt?, meinte neulich ein Bekannter und kriegte sich ob soviel sahnigen Fan-Opportunismus beinahe nicht mehr ein. ?Schau dir die Schalker, die Bayern, die Dortmunder oder unsere stupiden Bochumer an?, schrie er mich zutiefst erregt an, ?kaum haben deren Mannschaften mal einen geraden Pass in dieser Spielzeit geschlagen, schon reden sie von ?Trendwende? oder noch besser ?Jetzt beginnt für uns die Saison erst richtig??.
?Weißt du was??, guckte er mich mit zusammen gezogenen Augenbrauen an, ?Fußballfans sind so leicht zu beeinflussen, die haben es gar nicht anders verdient, als von ihren Vereinen ausgenommen zu werden wie zu tief fliegende Gänse.?

Das Urteil fand ich persönlich dann doch etwas hart. Da habe ich meinem Bekannten aber erst einmal meine Meinung gegeigt. Was er sich denn einbilden würde, so negativ und herablassend über uns Fußballfans zu reden? Schließlich wären wir doch nicht vorher so von den Vereinen und Spielern angegangen worden, hätten wir nicht so kritisch nachgefragt, wie wir es gemacht haben. Die waren doch schon richtig sauer und haben dieses ?Gerede, was von draußen rein getragen wird? mächtig an den Pranger gestellt. Jawoll, wir waren das, die den Finger in die Wunde gelegt haben. Die spielen quasi jetzt nur so gut, weil wir denen Feuer unterm Hintern gemacht haben. Wir sind also im Endeffekt dafür verantwortlich, dass die überhaupt endlich in die Spur gefunden haben. Von alleine geht ja bei denen leider nichts.

?Und was ist, wenn sie nächste Woche wieder so ein Gurkenspiel abliefern??, fragte mich der Bekannte etwas eingeschnappt und süffisant. Manche Leute lernen es auch nie, habe ich nur gedacht. Nächstes Wochenende ein Dreier gegen Frankfurt und die Welt ist wieder endgültig in Ordnung. So sieht es aus. Ich war schließlich auch nie einer, der den Trainer in Frage gestellt hat. Kann sowieso mit diesem ganzen negativen Gerede, was da von den Medien an uns Fans herangetragen wird, nichts anfangen. Wir Fans, Spieler, Trainer und Offizielle halten fest zusammen. Da geht kein Blatt Papier dazwischen?

Warum scheint bei Thomas von Heesen die Frage nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis immer wieder ein Thema zu sein?
In Bielefeld eiert der Präsident um den heißen Brei herum, anstatt solch deutliche Worte zu finden wie vor 16 Jahren der damalige Manager des Hamburger SV, Georg Volkert: ?Bei Thomas von Heesen stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht.?

Damals bekam der Spieler beim HSV knapp 750.000 Mark pro Saison ? mehr verdienten in der Bundesliga zu der Zeit nur Möller (Frankfurt) und Thon (Bayern). Im Moment allerdings wird er sich in der Gehaltstabelle der Trainergilde sicherlich am unteren Ende befinden ? ganz im Gegensatz dazu stehen die sportlichen Erfolge, die die Arminia im Augenblick feiert. Ob der Happel-Schüler sich das eigenartige Verhalten des Präsidenten deshalb noch lange ? trotz laufenden Vertrages ? Gefallen lassen wird, bleibt abzuwarten. Denn von Heesen lässt sich scheinbar nicht von seinem Weg abbringen. Beim HSV schoss er übrigens in der Saison 1993/94 noch einmal 14 Tore in einer Spielzeit für seinen Klub und gab damit eine deutliche Antwort auf die Klageschreie des Vorstands. Mal schauen, ob sie es in Köln nicht doch noch einmal mit einem Bielefelder Trainer probieren wollen?

Mein Tipp: ?Wem gehört das Spiel? Über FIFA, VIPs und Fußballfans? in der UCI KINOWELT in Bochum. Mehr Infos!

Ben Redelings, www.scudetto.de

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