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Von Glasnudeln und Star Trek-Toiletten (Teil 2)

Schwarz-Gelbe Invasion im Breisgau

Schwarz-Gelbe Invasion im Breisgau

Im ersten Teil haben wir euch von unserer Sternfahrt nach Dortmund, der Hinfahrt in den Breisgau und der Stadt Freiburg in schwarz-gelber Hand berichtet. Im zweiten Teil unseres Reiseberichts aus dem Sonderzug der Fanabteilung lassen wir den Weg zum Stadion, die Stimmung beim Spiel und die Rückreise in den Ruhrpott Revue passieren.

Wir sind nach unserem Streifzug durch Freiburgs malerischen Stadtkern mit der Straßenbahn bis zur Haltestelle Römerhof gefahren. Am Ende unserer Schienenreise ist kein Stadion in Sicht, obwohl wir zuvor extra noch ortskundige Fahrgäste gefragt haben, ob wir denn auch wirklich hier aussteigen müssen. Egal - Fabian wecken und

Andy und Fabian: Wo bitte geht's hier zum Stadion?

Andy und Fabian: Wo bitte geht's hier zum Stadion?

raus. Am Römerhof erstreckt sich zu allen Seiten ausschließlich schönes, begrüntes Wohnviertel. Ein- und Zweifamilienhäuser wohin das Auge reicht, aber weder Tribünenteile noch Flutlichtmasten in Sicht.

Da auch eine Ausschilderung zum Stadion nicht in Sicht ist, schwimmen wir einfach mit der Masse durch die heile Vorstadtwelt - vorbei an weiteren gut situierten Wohnhäusern und äußerst gepflegten Grünanlagen. Zwischenzeitlich erinnert unser Weg stark an Schrebergarten-Trampelpfade oder ländliche Wirtschaftswege. Als sich die ersten schon sicher sind, dass wir in die falsche Richtung laufen, lauert nach einer Linkskurve

"Da ist das Dreisamstadion! Hinter dem Baum da!"

"Da ist das Dreisamstadion! Hinter dem Baum da!"

des Rätsels Lösung. Das Dreisamstadion ist einfach nur das größte Haus einer Wohnsiedlung im Schwarzwald. Rund um die Spielstätte gibt es neben dem Wald auch die obligatorischen Berge. Man kommt sich zwar vor wie im Freistaat, aber trotzdem ist das alles hübsch anzusehen.

Hier trennen sich vorerst unsere Wege. Patrick - verantwortlich für den Spielbericht - und Joel - in Sachen unterwegs - sind auf der Suche nach dem Pressebereich, "oder zumindest schon mal nach der Haupttribüne. Kleinvieh macht ja auch Mist!". Ingo, Thorsten und Fanclub-Vize Bodo nehmen ihre Plätze auf den Tribünen ein. Andy, Daniel, Rutger und die leblose Hülle vom Halbschlaf-Fabian suchen erst mal einen Biergarten in Stadionnähe. Wo es so viele Berge hat, hat's auch gefälligst Biergärten zu haben.

Der Biergarten am Stadion - Nicht so schön, wie die "Rote Erde", aber genauso in schwarz-gelber Hand

Der Biergarten am Stadion - Nicht so schön, wie die "Rote Erde", aber genauso in schwarz-gelber Hand

Tatsächlich haben sich die Freiburger ein recht gemütliches Exemplar direkt neben der Osttribüne eingerichtet. Die wissen halt, was gut ist. Oder auch nicht? Andere (Bundes-) Länder, andere Sitten - das heißt für interessierte (Andy, Rutger) oder verhältnismäßig willenlose (Fabian) Kirschen: Zeit für Experimente. Auch unfreiwillig. Wer zum Beispiel ein Radler bestellt, muss sich entscheiden: "Süß oder Sauer?". Für den in Schlaf-Trance herumwabernden Fabian bestellen wir "süß", Andy und Rutger probieren's mal "sauer". Fabian hat zwar hinterher mehr Fangetränk im Ärmel als im Bauch, ist aber trotzdem der Glücklichere. Die anderen Kirschen müssen feststellen, dass die Badener es "sauer" finden, Bier fifty-fifty mit Mineralwasser zu mischen. Ungenießbar und einfach nur albern. Kollege Daniel hat da mit seinem
Trotz vieler Verbote keinerlei Probleme beim Einlass

Trotz vieler Verbote keinerlei Probleme beim Einlass

Fleischberg im Brötchen die weitaus bessere Wahl getroffen. Somit war er auch deutlich besser verpflegt als die arbeitenden Kirschen. Während wir uns der Getränkewahl entsprechend "sauer" auf den Weg in unseren Block begeben, stellt Schreiberling Patrick im übersichtlichen Pressebereich des Dreisamstadions die folgenschwere Frage, ob er etwas Maggi und ein paar Glasnudeln in sein heißes Wasser bekommen könnte. In Sachen Fußballsport ist der SC Freiburg bereits gerettet, in Sachen Catering kämpft er gegen den Abstieg. Fotograf Joel hat in dieser Hinsicht schneller antizipiert und befindet sich zu diesem Zeitpunkt bereits mit voller Ausrüstung im Innenraum.


Als Patrick sich, sein Laptop und besagte suppenähnliche Substanz in Richtung zwischen allen anderen Haupttribünenplätzen integrierter und geschätzte vier Mal vier Meter großer Pressetribüne bewegt, stehen die Restkirschen zusammen mit Daniel vor den Stadiontoren. Vom vorher angekündigten rigorosen Durchgreifen des Polizeiaufgebots ist rund ums Stadion nichts zu sehen. Man zeigt Präsens, mehr aber auch nicht. Daniel darf sogar seinen Fleischberg mit reinnehmen, obwohl der immer noch ziemlich gefährlich aussieht.

Zahreich und reisefreudig: Fans vom BVB

Zahreich und reisefreudig: Fans vom BVB

Zwischen 6000 und gut 7000 Borussen haben ihre Mannschaft trotz des deutlich überschaubareren Ticketangebots in den östlichsten Südzipfel der Republik begleitet und tauchen weite Teile des schmucken, kleinen Stadions an der Dreisam in wunderschönes Schwarz und Gelb. Die Stimmung beim Dortmunder Anhang ist gut, der Support ist allerdings etwas weniger tonangebend, als bei Auswärtsspielen gewohnt. Das mag neben der Tatsache, dass in Freiburg alles außer nem Fanschal verboten ist, daran liegen, dass es zum einen ein Teil der aktiven Fanszene erst gar nicht bis nach Freiburg geschafft hat und zum anderen das Spiel sportlich keine herausragende Bedeutung mehr hat. Oder es liegt an Fabian, der mit Ausnahme der Halbzeitunterbrechung fast das ganze Spiel verpennt. Vielleicht liegt es auch am vor allem in Hälfte Zwei schwachen Spiel der Dortmunder Mannschaft, die sich im Breisgau eine verdiente Niederlage abholt.

Europapokaaaal! Europapokaaal!

Europapokaaaal! Europapokaaal!

Gefeiert wird sie nach dem Spiel trotzdem - für eine sensationelle Saison mit phasenweise exzellenten Energieleistungen und für die Qualifikation zu den Europa League-Play Offs. Denn das ist für die kilometerfressenden Fußballfans aus der Westfalenmetropole das Schönste an dieser launigen Freiburg-Fahrt: Die Gewissheit, das noch im selben Kalenderjahr weitere Touren zu seltenen Zielen anstehen, nämlich dann, wenn der ruhmreiche Ballspielverein Borussia aufs internationale Parkett zurückkehrt.

Mit solchen (Reise-) Zielen vor Augen lässt sich die Pleite am letzten Bundesligaspieltag leicht verschmerzen. Und die Tour ist ja auch noch nicht vorbei. Also schnell Fabian wecken und zurück in die Innenstadt. Auf der Reise Richtung Bahnhof unterhalten wir uns wieder

Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage

Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage

mit mehreren heimischen Fans und gratulieren als fairer Verlierer zum Klassenerhalt - natürlich nicht ohne den Hinweis, dass wir in der nächsten Spielzeit die drei Punkte mit nach Dortmund nehmen.

Rund um den Freiburger Bahnhof ist die Verpflegung vorzüglich gesichert. Auch zwischen den Menschenaufläufen bei den einschlägigen Fastfood-"Restaurants" bietet das Speisenangebot für jeden Etwas. Rutger kontert Daniels lächerlich langweiliges 08-15-Cornetto mit einem eindrucksvollen Eisbecher voller seltsamer Sorten.

Auch auf dem Heimweg trifft man Freunde in Schwarz-Gelb

Auch auf dem Heimweg trifft man Freunde in Schwarz-Gelb

Ingo und Rutger investieren einen deutlich zu hohen zweistelligen Betrag hinter dem Komma, um nach einer dekadenhaften Wartezeit seltsame Star Trek-Toiletten im Freiburger Bahnhof zu inspizieren. Während das Gros der Kirschen vor der Abreise außer "Abhängen und cool sein" nix mehr zu tun hat, hetzt der mit dem Spielbericht beauftragte Patrick mit allen verfügbaren Mitteln durch Freiburg, um den Zug nicht zu verpassen. Er hatte nach dem Spiel noch eben eine knappe Stunde Däumchen gedreht, bis er endlich ein paar Spielerstimmen einfangen konnte. Da die Mixed Zone im Dreisamstadion nach den Spielerkabinen angelegt ist, musst er den Spielern dafür teilweise am Mannschaftsbus auflauern.

Rutger: "Kreative" Party-Pause

Rutger: "Kreative" Party-Pause

Als er nach verrichteter Arbeit und brenzlig kurz vor der Abfahrt endlich ins Abteil huscht, schläft Fabian schon. Zu Beginn der Rückfahrt haben auch andere Kirschen einen dramatischen Durchhänger. Rutger hängt in den Seilen und Daniel ist mies drauf, weil er sein erklärtes Ziel, ein Lied über Zeichentrickfiguren, die es auf Onkel abgesehen haben, im ganzen Zug zu verbreiten, nicht erreicht hat. Dafür macht nach wenigen Kilometern ein spontan entstandener Fangesang die Runde, der auf die allerschönste Art und Weise die Freude auf die Europa League mit der Schadenfreude wegen der königsblauen Vizemeisterschaft und dem Abstieg der grauen Revier-Maus verbindet. Und nicht nur deswegen verbringt man den Rest der Reise gut gelaunt. Um auf der Rückfahrt wieder Fahrt aufzunehmen, installiert die Kirsche-Reisegruppe ein Trinkspiel,
Auch auf dem Heimweg herrscht gute Stimmung

Auch auf dem Heimweg herrscht gute Stimmung

bei dem per Se immer nur Andy einen nehmen muss. Alle lachen sich kaputt. Fabian schläft.

Als die Aufnahme von Fangetränken dann wieder in geregelten Bahnen verläuft, macht der Notebook-Akku von Patrick schlapp, was ihn nicht nur dazu zwingt, seinen Spielbericht im Homeoffice fertigzustellen, sondern auch dazu, mit uns den Restvorrat an Getränken zu dezimieren. Infolgedessen wird aus der Nordkirsche urplötzlich Reiner Calmund. Alles wird in feinstem kölsch "schön frittiert" und "ab dafür". Das ist ansteckend und der rheinländische Dialekt wird zur Amtssprache im Kirsche-Abteil. "Die Schangsen stehn fuffzich-fuffzich, vielleicht sojar sechzich sechzich", dass wir die Heimat äußerst gut gelaunt erreichen.

Nach ein, zweihundert Kilometern und ein, zwei verstohlenen Blicken in die Whiskeyflasche muss Andy für sich und Fabian entscheiden, ob die Beiden in Köln HBF oder in Köln-Deutz aussteigen. Da die Entscheidung schwer fällt, machen sie einfach beides nacheinander. Vielleicht wollte Andy Fabian auch einfach nur zweimal wecken.

Nach dem Kommen und Gehen rund um die Domstadt ist Platz im Zug, um in aller Ruhe noch ein paar Freunde zu besuchen, die man den Sommer über nicht mehr zu Gesicht bekommt. Patrick tritt in Fabians Fußstapfen und schläft ein. Nach gemütlicher Restfahrt

Zu Hause ist es auch erschöpft am Schönsten

Zu Hause ist es auch erschöpft am Schönsten

blitzt das "große U" durchs Abteilfenster. Also nur noch schnell Fabian, äh Patrick, wecken und raus aus dem Zug.

Wie alle Borussen freut sich auch die Kirsche auf weitere gemeinsame Touren durch Deutschland und (*Trommelwirbel*) Europa. Besonders großer Dank gilt neben BVB-Hauptsponsor Evonik, der die Fahrt finanziell subventionierte, vor allem der Fanabteilung, die sie vorzüglich organisierte und so erst möglich machte. 

Weitere Fotos in unserem


, 15. Mai 2010
Bilder: , Daniel Werner

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