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Bert Trautmann war und ist der Star
Von der Preisverleihung in Nürnberg berichtet
auch in diesem Jahr Heinz Wraneschitz
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Auszeichnung "Lebenswerk" der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur an Trautmann
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Zum dritten Mal verlieh die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur in Nürnberg den Deutschen Fußball-Kulturpreis: Torwartlegende Bernd ?Bert? Trautmann (85), der erste Ausländer, der in England Fußballer des Jahres wurde, war der Star des Abends in der Nürnberger Tafelhalle.
Er wurde durch Zufall zum Torwart: Als ?der Lange? Kriegsgefangene Bernd Trautmann in England ins Tor der Lagermannschaft gestellt wurde - der bisherige Goalie hatte keine Lust mehr - begann die beispiellose Karriere des gebürtigen Bremers. Seine Verpflichtung durch Manchester City für die Erste Liga löste Demonstrationen Zehntausender aus: ?Keinen Nazi im Tor? wollten die Engländer; ausgerechnet ein Rabbi erreichte, dass die Briten diesen Deutschen nicht allein für die Verbrechen von Hitler und Co. verantwortlich machten.
Zum Manchester-Helden wurde Trautmann, als er bei einem englischen Cupfinale eine Viertelstunde mit gebrochenem Halswirbel sein Tor sauberhielt ? danach war er fünf Monate eingegipst. Doch berühmt wurde der Torwart, den viele für den damals Weltbesten hielten, weil er ?wie kein Anderer die Aussöhnung zwischen Deutschen und Briten vorantrieb?, wie es Kicker-Herausgeber Karl-Heinz Heimann formulierte: Dafür wurde er von Queen Elizabeth II. zum Ehrenoffizier des British Empire ernannt; dafür erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Noch heute engagiert er sich mit seiner ?Trautmann Foundation? für Zivilcourage.

Für dieses Lebenswerk zeichnete die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur den agilen 85-Jährigen mit dem Walther-Bensemann-Preis aus, benannt nach dem deutschen Juden, der den DFB anstieß und den ?Kicker? gründete. Bernd Trautmann ist nach Franz Beckenbauer und Alfredo Di Stefano der Dritte, dem diese mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung zu Teil wurde. ?Ein würdiger Bensemann-Preisträger?, hieß es von allen Seiten ? auch wenn Trautmann nie Nationalspieler war; der damaligen eisernen Sepp-Herberger-Regel ?Kein Profi aus dem Ausland in die Deutsche Nationalmannschaft? zum Dank.
Lernanstoß
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Preisträger Fußballbuch: Zeit-Autor Christoph Ruf
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Neben dem Bensemann-Ehrenpreis gab es noch vier weitere Auszeichnungen. ?Lernanstoß ? der Fußball-Bildungspreis? heißt einer. Denn ?oft zu wenig? habe Fußball mit Bildung zu tun, begründete Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein diese Rubrik. Aus 40 Bewerbungen kürte die Jury das Projekt der Frankfurter Falk-Schule ?Schlappeschneider ? Schlappekicker?: Die 10.-Klässler beschäftigten sich mit der Vergangenheit von Eintracht Frankfurt: Ein jüdischer ?Schlappenhersteller? namens Schneider hatte bis zur Nazizeit den Verein stark unterstützt; eine ganze Reihe Spieler waren bei J.&C.A. Schneider angestellt.
Fußball-Spiel
Das ?Fußball-Spiel des Jahres? heißt WeyKick. Erfunden hat es Ralph Kuhl, der heute durch seine Spieletantiemen ?ein Zehntel weniger arbeiten? muss. Moderatorin Müller-Hohenstein und Club-Legende Horst Leupold bewiesen auf der Bühne, dass der ?Spielspaß bei WeyKick im Vordergrund? steht, so die Begründung für das Preisträgerspiel.
Fußballbuch
?Ist doch ein geiler Verein. Reisen in die Fußballprovinz? von Christoph Ruf (Verlag: Die Werkstatt) darf sich ?Fußballbuch des Jahres 2008? nennen: lesenswert ist hier beispielsweise die Reportage über die SpVgg Bayreuth ? über den momentanen Bayernliga-Verein, der vor wenigen Wochen Konkurs angemeldet hat. Wer erinnert sich nicht noch, dass die ?Altstädter? zwölf Jahre lang in der Zweiten Liga kämpften, und dort gegen die ebenfalls Gelb-Schwarzen Bayern aus Hof (heute SpVgg Bayern) immer rasante Duelle lieferten. Doch was ist heute? ?Eine bedrückende Bestandsaufnahme der politischen Gegenwart? nannte die Jury das Werk.
Fußballspruch
Bliebe noch der ?Fußballspruch des Jahres?: Den hat nach Meinung des Tafelhallen-Publikums der Österreicher Ex-Nationaltrainer Josef Hickersberger während der Euro 2008 von sich gegeben. ?Wir haben nur unsere Stärken trainiert. Deswegen war das Training heute nach 15 Minuten abgeschlossen? zog die eindeutige Publikumsmehrheit auf seine Seite ? was auch Comedian und VfL-Bochum-Fan Frank Goosen anerkennen musste, der Moderator dieser Wahl. ?We have to fight weiter!? von Arminia-Bielefeld-Profi Jonas Kamper hatte da wie zwei weitere Halbfinal-Sprüche keine Chance ? obwohl die Arminia-Fans diesen Spruch sogar auf Plakate gedruckt haben.
>> Zweite Fußball-Kulturpreisverleihung 2007
(Text und Bilder), 01.11.2008
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