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Der BVB ist „Revier-Herbstmeister“

Zum ersten Mal seit der Saison 2002/2003 geht der BVB wieder als ?Ruhrgebiets-Herbstmeister? in die Winterpause. Die Truppe von Jürgen Klopp spielte eine überzeugende Vorrunde und ließ sogar den selbsternannten Meisterschaftsanwärter aus Gelsenkirchen hinter sich. Endlich haben die schwarzgelben Anhänger wieder einen Grund sich die Tabelle an den Weihnachtsbaum zu hängen.

Und dabei verlief die erste Halbserie für die Borussen noch nicht einmal optimal. Ausgerechnet Dede, einer der besten und beständigsten Spieler der letzten Jahre verletzte sich schon im ersten Spiel in Leverkusen. Kapitän Sebastian Kehl fiel ebenfalls lange aus und verletzte sich erneut, als er gerade wieder in Tritt zu kommen schien. Und schließlich fand Torjäger Alex Frei über die gesamte Hinserie nicht zu seiner Form und kam nur zu einem einzigen Spiel über die volle Distanz von neunzig Minuten.

Auch beim 2-1 Erfolg der Schwarzgelben gegen die Borussia vom Niederrhein musste Frei aus taktischen Gründen zur Halbzeit in der Kabine bleiben, nachdem Tamas Hajnal schon nach 40 Minuten mit einer gelb-roten Karte den Platz verlassen musste. Dass Trainer Jürgen Klopp sich entschied den laufstärkeren Mohamed Zidan auf dem Platz zu lassen und den zweiten Stürmer durch Nuri Sahin zu ersetzen war daher nur folgerichtig. Nicht folgerichtig hingegen war die Reaktion Freis bei der Verabschiedung von den anwesenden Journalisten im Westfalenstadion. Mit einem zweideutigen ?Bis - vielleicht - bald.? machte sich der Schweizer Nationalstürmer auf den Weg in den Winterurlaub und ließ dabei durchaus Raum für Spekulationen. Doch keine Sorge ? Alex wird auch in der Rückserie für den BVB auf Torejagd gehen. Und sollte er die Vorbereitung ohne Verletzung überstehen, so dürften seine Einsatzzeiten im kommenden Frühjahr auch deutlich über denen des Spätherbstes liegen. Ein fitter Alex Frei hat bisher noch immer seine Tore garantiert.

Für die vielen BVB-Fans also ein weiterer Grund optimistisch in die Zukunft zu sehen. Es reifen Träume von der Qualifikation für den internationalen Wettbewerb unterm schwarzgelben Weihnachtsbaum. Doch noch liegt dieses Ziel in weiter Ferne. Und wenn man ehrlich ist, so muss man feststellen, dass bei normalen Saisonverlauf Teams wie Wolfsburg oder Bremen (und vielleicht auch der selbsternannte Meisterschaftskandidat aus Gelsenkirchen) noch an den Borussen vorbeiziehen werden. Doch wer hätte schon vor der Saison gedacht, dass die TSG Hoffenheim Herbstmeister wird?! Insofern ist für die Dortmunder weiter alles drin. Vielleicht klappt es ja mit der Teilnahme am internationalen Wettbewerb im Jubiläumsjahr.

Beim Erzrivalen auf Schalke kämpfte man sich zwar zum Abschluss der Vorrunde zu einem verdienten 1-1 gegen die Überraschungself aus Hoffenheim. Aber zufrieden dürfte am Berger Feld mit dem Verlauf der ersten Halbserie niemand sein. Im Gegenteil: der Frust regiert unterm blauweißen Tannenbaum und niemand weiß so recht, wie es in Gelsenkirchen weitergehen soll. Am 18.Mai 2009 macht der S04 die fünfzig meisterschaftslosen Jahre endgültig voll und derzeit ist ein Ende der Durstrecke nicht abzusehen. Vielmehr regiert die Angst vor dem Totalversagen, d.h. vor dem Verpassen des internationalen Wettbewerbs. Dabei sind die blauweißen doch so sehr auf die Einnahmen durch die Spiele auf der europäischen Bühne angewiesen.

Da diese aber längst nicht mehr sicher erscheinen und damit große Spielertransfers kaum möglich sind, will man nun den Vertrag mit Ex-Nationalstürmer Kevin Kuranyi gleich bis 2013 verlängern. Der Spatz in der Hand ist den Schalkern momentan wohl allemal lieber, als die Taube auf dem Dach. Jedenfalls verkündete Schalke-Boss Josef Schnusenberg nun "Kevin war gerade in meinem Büro. Ich habe zu ihm gesagt, dass ich mich auf die nächsten fünf Jahre mit ihm freue" ? da werden sich all jene, die Kuranyi regelmäßig bei den Heimspielen in der Arena auspfeifen, aber mächtig über das vorgezogene Weihnachtsgeschenk freuen. Unruhe ist weiter garantiert auf Schalke. Auch wenn man sich dort Hoffnung macht, dass das ?System Rutten? im Frühjahr endlich greift. ?Welches System denn?? werden stattdessen Kritiker des Niederländers in den Raum werfen und damit gar nicht so falsch liegen. Denn außer der besten Abwehr der Liga mit nur 17 Gegentoren, hat der neue Mann auf der Schalker Trainerbank bislang nicht allzu viel zu Wege gebracht. Und abwehrstark ist Blauweiß eigentlich traditionell seit den Zeiten von Huub Stevens. Von daher hat sich nicht viel geändert.

Genauso wenig wie beim Verhalten einiger Schalker Spieler auf dem Rasen. Auch beim Spiel gegen Hoffenheim traten Jones, Ernst oder Engelaar wieder einmal wild um sich, war Rudelbildung an der Tagesordnung und es wurde gemault, gemeckert und gewürgt, dass es nicht mehr zum Ansehen war. Nicht zufällig führt der S04 die Tabelle der Rotsünder mit gleich fünf Platzverweisen in der ersten Halbserie souverän an. Solange man in Gelsenkirchen die eigenen Nerven nicht in den Griff bekommt, solange sollte man keine weiteren Gedanken an größere sportliche Erfolge verschwenden.

In Bochum würde man inzwischen sogar den zweiten Saisonsieg als riesigen Erfolg verbuchen. Einen einzigen Sieg brachten die Jungs von der Castroper Straße in den siebzehn Vorrundenspielen zu Wege. Kein Wunder das sicher der VfL trotz acht Unentschieden nun auf einem Abstiegsplatz wieder findet. Der Trainer steht aber weiterhin nicht zur Debatte, so gab es jedenfalls der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Altegoer zu Protokoll: "Wir haben keine Zweifel an Marcel Koller, denn er ist ein hervorragender Trainer. Wir sind froh darüber, dass er mit unserer Mannschaft arbeitet." Und so wenden sich die VfL-Fans inzwischen in Scharen von Altegoer, Koller und Co ab. Auf der Westtribüne des Ruhrstadions wurde am Wochenende zwar noch einmal ein Versuch gemacht eine Kurskorrektur des Vereins zu erzwingen, aber bisher verfehlte auch (wie nicht anders zu erwarten) das dort verteilte ?Anti-Altegoer-Flugblatt? seine Wirkung.

"Vorwärts immer ? rückwärts nimmer? so scheint das Motto der VFL-Verantwortlichen zu lauten und damit schlittert man sehenden Auges in den Untergang. Wer glaubt schon, dass sich die Bochumer, die es im Kalenderjahr 2008 auf ganze vier Siege gebracht haben, noch mal an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen? So steht wohl der Wunsch nach dem Klassenerhalt bei vielen Bochumer Anhängern ganz oben auf dem Weihnachtswunschzettel. Allein der Glaube daran, der scheint weitgehend zu fehlen. Möglicherweise gehen in Bochum schon recht bald die Lichter aus.

Etwas weiter westlich beim MSV Duisburg wird Trainer Peter Neururer allmählich ernsthaft sauer. ?Angsthasenfußball? warf er seiner Truppe nach dem 1-1 Unentschieden in Osnabrück vor. Langsam scheint auch ?Peter, dem Großen? zu dämmern, dass allein seine Anwesenheit doch nicht reicht, um aus den Zebras doch noch einen Aufstiegskandidaten zu machen. Gleich sieben Spieler will der Duisburger Coach noch vor der Rückserie aus dem Kader werfen. Dazu sollen sich die Meidericher Profis noch vor dem Gang in den Winterurlaub einem Leistungstest unterziehen. Auch die Ergebnisse des Tests sollen schließlich zur Entscheidungsfindung herangezogen werden, wenn es darum geht den aufgeblähten MSV-Kader zu verkleinern.

Über Neuzugänge kann in Duisburg indes erst gesprochen werden, wenn entsprechend viele Spieler den Verein verlassen haben. Mehr gibt der Etat einfach nicht her. Und so dürfen sich die Fans der Zebras wohl schon jetzt auf ein weiteres Jahr zweite Liga in der Saison 2009/2010 einstellen. Neururer hin oder her. An den Spitzenteams des deutschen Unterhauses wird der MSV in der Rückserie nicht mehr vorbeiziehen.

In Oberhausen sorgte man zum Abschluss der Vorrunde noch einmal für eine faustdicke Überraschung. Mit 2-1 wurde der Tabellenführer aus Mainz geschlagen und RWO festigte damit den Abstand zu den Abstiegsplätzen. Mit zwanzig Punkten nach der Hälfte der Spielzeit liegen die Kleeblätter voll im Soll. Der angestrebte Klassenerhalt scheint greifbar. Da kann es die weihnachtliche Freude über die sportliche Situation auch kaum trüben, dass RWO vom Sportgericht des DFB zu einer Geldstrafe von 3.000 Euro verurteilt wurde. Anlass waren Gegenstände, die aus dem Oberhausener Fanblock beim Spiel gegen Rot Weiß Ahlen auf das Spielfeld geworfen worden waren. Darüber hinaus waren in der Partie gegen den MSV Duisburg (30. November 2008) eine Rauchbombe und ein Knallkörper gezündet worden. Die Strafe wird man in Oberhausen verschmerzen können angesichts der Tatsache, dass die Truppe von Trainer Hans-Günther Bruns so unerwartet gut da steht.

Beim Viertligisten Rot-Weiß Essen hingegen geht man mit einer gewaltigen Hypothek in die nächsten Spiele. In einem sensationellen Spiel verloren die Rot-Weißen mit 3-4 gegen den direkten Konkurrenten beim Kampf um den Aufstieg ? die BVB-Amateure. (Die Kirsche berichtete >>>). Nun beträgt der Abstand auf die Aufstiegsränge, die aktuell eben von der Reserve des BVB und der zweiten Mannschaft des 1.FC Kaiserslautern belegt werden, bereits vier bzw. neun Punkte. Zuviel für die mit großen Ambitionen gestarteten Essener.

Und so macht sich beim Anhang wieder einmal Unruhe breit. So kommentiert man beim RWE Fanzine ?Jawattdenn? folgerichtig: ?Vielmehr ist dieses Ergebnis die logische Konsequenz eines Kaders, der nicht die ausreichende Qualität besitzt, um ganz oben stehen zu können.? Sollte auch das am kommenden Freitag anstehende Spiel gegen die Sportfreunde Lotte nicht gewonnen werden, dürfte auch in Essen einmal mehr der Weihnachtsbaum brennen. Aber irgendwo hat man sich an der Hafenstraße an diese Szenarien ja bereits gewöhnt.

Wat war sonz noch?

Gleich zwei Ikonen des Ruhrgebietsfußballs gingen an diesem Wochenende in den wohlverdienten Ruhestand. Manni Breuckmann, jahrelang als Radioreporter die ?Stimme des Westens? und Willi Wittke, sei fast 40 Jahren ständiger Begleiter des Ruhrgebietsfußballs für die Westfälische Rundschau, werden künftig eine große Lücke in der Sportberichterstattung hinterlassen. Der Fußball im Revier wird damit um zwei angesehene Fachleute ärmer. Ob die Lücken, die sie hinterlassen, von den zuständigen Redaktionen adäquat gefüllt werden können, muss abgewartet werden.

Immerhin verlieren so die beiden großen Ruhrgebietsclubs aus Dortmund und Schalke zwei ihrer wichtigsten Berichterstatter. Denn während Breuckmann tief im Herzen ein Schalker war (und dieses auch offen formulierte), war WiWi, auch wenn er beim Gazprom-Besuch in Russland einmal mit blauweißen Schal gesichtet wurde, irgendwo immer ein Borusse. Zum Abschied bekam er daher auch von BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ein Trikot mit der Nummer zehn und der Aufschrift WiWi geschenkt. Die Nummer Zehn deswegen, weil Willi über all die Jahrzehnte auch immer irgendwo Spielmacher war. Er lenkte und leitete die Berichterstattung über den BVB. Manchmal kratzbürstig, zeitweise sogar in Opposition zu den Verantwortlichen, aber immer mit Borussia im Herzen.

Beiden Protagonisten des Ruhrgebietsfußballs wünscht die ?Kirsche? alles Gute auf ihrem weiteren Lebensweg.

, 16.12.2008

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